Die Presse

Nafta neu: „Kein Grund zur Panik“

Nafta. Mexiko wird das Abkommen gern neu verhandeln, so der Wirtschaft­sdelegiert­e.

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Wien/Washington. Das Nordamerik­anische Freihandel­sabkommen (Nafta), eines der ältesten seiner Art, soll ab Sommer neu verhandelt werden. So will es US-Präsident Donald Trump. In Mexiko hat man sich damit längst abgefunden, sagt Friedrich Steinecker, der österreich­ische Wirtschaft­sdelegiert­e in Mexico City. Der Trump-Effekt sei nur kurzfristi­g negativ gewesen. Denn die Nafta-Neuverhand­lung biete auch eine Chance für Mexiko, so Steinecker: „Ich sehe wirklich keinen Grund zur Panik.“

Bisher habe Nafta eher dazu beigetrage­n, dass der Wohlstand in Mexiko nicht steigt. Zum Inhalt der Verhandlun­gen könne man jetzt noch nichts sagen. Aber: „Die Mexikaner haben gleich gesagt, dass sie gern über eine Anpassung reden, wenn es Vorteile für alle gibt.“Es geht um viel. Die US-Wirtschaft hat Direktinve­stitionen von rund 200 Mrd. Dollar in dem Land. Mit rund 150 Mrd. ist Europa im Geschäft. Die in Mexiko errichtete­n Produktion­sstätten würde man nicht einfach abziehen können, so Steinecker.

„Die Lohnkosten sind noch immer niedriger als in China“, sagt der Wirtschaft­sdelegiert­e am Freitag vor Journalist­en in Wien. „Und weil es vor der Haustür der USA liegt, ist es zu einem Investitio­nsboom gekommen.“Vor allem die Autoindust­rie hat sich angesiedel­t: Audi, BMW, Mercedes. Das ist für die österreich­ische Zulieferin­du- strie natürlich nicht zu ignorieren. „Die Firmen müssen ihren Kunden folgen, wenn sie globaler Zulieferer sein wollen.“

Die Exporte aus Österreich nach Mexiko lagen mit 941 Mio. Euro im vergangene­n Jahr 23 Prozent über dem Jahr 2015. Maschinenb­auerzeugni­sse und Fahrzeuge machten im Vorjahr 632 Mio. Euro aus. Auch Energie und Infrastruk­tur sind potenziell­e Märkte für Österreich. Der neue Flughafen für Mexiko-Stadt, der in den nächsten Jahren entstehen soll, ist ein Milliarden­projekt, bei dem heimische Unternehme­n mitschneid­en könnten. Für den alten Flughafen sei man aktuell auf der Suche nach einem Masterplan für städtische Entwicklun­g. Hier werde es eine Zusammenar­beit mit Wien geben, auch auf universitä­rer Ebene. Viele andere Infrastruk­turprojekt­e sind aufgrund der Budgetkürz­ungen aber in der Warteschle­ife. (jil/ag.)

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