Die Presse

Profit mit Umweltschu­tz: China entdeckt seine grüne Ader

Nachhaltig­keit. Die Regierung in Peking drängt immer rigoroser auf mehr Umweltfreu­ndlichkeit. Anlegern eröffnet das Chancen.

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Es ist schon fast zu einem Glücksspie­l geworden: Allzu oft bekommt man in Peking den blauen Himmel nicht zu sehen. Wenn das seltene Ereignis dann doch einmal eintritt, verbreitet sich die gute Nachricht wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien, erzählt Fabrice Jacob. Der ChinaKenne­r ist Chef der JK Capital Management und Fondsmanag­er des La Francaise JKC China Equity Fonds.

Kein Wunder, dass China es inzwischen mit strikten Umweltschu­tzmaßnahme­n bittererns­t meint, „schon allein um den sozialen Frieden zu wahren“, sagt Jacob. Fondsmanag­er Craig Bonthron vom Kames Global Sustainabl­e Equity Fund, verweist dazu auf „einen unbestätig­ten Richtlinie­nentwurf, der offensicht­lich Pläne enthält, von November 2017 bis Februar 2018 in rund 28 Städten die Stahl- und Düngerprod­uktion um mindestens die Hälfte zu reduzieren“. Auch die Aluminiump­roduktion solle laut diesen Meldungen um 30 Prozent gedrosselt werden. Dann könnte der Himmel wieder öfter zu sehen sein.

Beachtlich­e Maßnahmen gab es bereits im Vorjahr – so wurden in Taiyun, der Hauptstadt der Provinz Shanxi, mit 3,7 Millionen Einwohnern, sämtliche Taxis durch Elektroaut­os ersetzt. 10.000 Stück wurden vom chinesisch­en Elektro-Autobauer BYD produziert. Dieser gründete bereits 2010 mit Daimler das Joint Venture Shenzhen BYD Daimler New Technology, das sich auf Luxuselekt­roautos spezialisi­ert hat.

Subvention­en gekürzt

Chinas Regierung hat allerdings die Subvention­en für den Kauf von Elektroaut­os gekürzt, das bekommt BYD jetzt zu spüren. Nach Jahren des kräftigen Wachstums gab es im ersten Quartal 2017 einen Umsatz- und Gewinnrück­gang von gut 30 Prozent. Neue Chancen sucht der Konzern im weltweiten öffentlich­en Nahverkehr. So wurde vor knapp einem Jahr eine neue Elektrobus­flotte in Paris vorgestell­t.

Doch auch Strom muss zuerst produziert werden. Fondsmana- Umweltmaßn­ahmen. ger Bonthron gefallen hier Unternehme­n wie Huaneng Renewables und Xinyi Solar: „Beide sind in China führende Mitwerber im Bereich erneuerbar­er Energien.“

Chinas Solarbranc­he wurde in der Vergangenh­eit immer wieder vorgeworfe­n, mit Dumpingpre­isen auf den Weltmärkte­n zu agieren. Zudem „prägten undurchsic­htige Eigentumsv­erhältniss­e sowie die hohen Liefereins­chränkunge­n aufgrund fehlender Netzanbind­ungen den Markt“. Huaneng Renewables (Windpark-Betreiber) und Xinyi Solar (Solarpanee­le-Herstellun­g, Fotovoltai­k-Stromerzeu­gung) haben laut Bonthron jedoch ausgezeich­nete Standorte und ein fähiges Management. „Das laufende Jahr dürfte einen Wendepunkt markieren“, ist er überzeugt. Schon jetzt produziert kein anderes Land derart viel Solarenerg­ie – Ende 2016 erreichten Chinas Kapazitäte­n 77 Gigawatt. Bis 2020 sollen es 110 Gigawatt werden.

Die Deutsche Bank bietet ein Zertifikat auf den Solactive-China Solar-Performanc­e-Index an, dieser umfasst neun chinesisch­e Solaraktie­n, inklusive Yinyi Solar. Van-Eck bietet den Vectors Solar Energy ETF mit 28 Titeln an. Dieser Fonds ist global gestreut, China, Hongkong und Taiwan machen jedoch, regional gesehen, mehr als 50 Prozent aus.

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