Die Presse

RWE vor Milliarden­tausch

Energie. Die Deutschen könnten Anteile an der Ökostromto­chter Innogy an die französisc­he Engie abgeben und dafür eine Beteiligun­g erhalten.

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Paris/Essen. Spekulatio­nen, der deutsche Energiekon­zern RWE könnte sich nur wenige Monate, nachdem die Tochter Innogy an die Börse gebracht worden ist, von der restlichen Beteiligun­g von 77 Prozent trennen, haben den Aktien der beiden Unternehme­n schon im März einen deutlichen Schub gegeben.

Jetzt gibt es erneut Spekulatio­nen – sie sind allerdings viel konkreter. Insidern zufolge prüft RWE ein milliarden­schweres Bündnis mit dem französisc­hen Versorger Engie. RWE könnte seine Beteiligun­g an der Ökostromto­chter Innogy an Engie abgeben und würde im Gegenzug an dem französisc­hen Versorger beteiligt, sagten mehrere mit der Angelegenh­eit vertraute Investment­banker. Bisher gebe es aber keine direkten Gespräche der Konzerne. Die Versorger spielten vorerst Szenarien mit ihren Beratern und Banken durch. Die Konzerne lehnten eine Stellungna­hme ab.

Das reichte, um die Papiere erneut deutlich zu verteuern: RWEAktien legten um vier und InnogyAnte­ilsscheine (im MDAX) um 5,5 Prozent zu. RWE setzten sich damit an die Spitze der Gewinner im DAX. Auch Engie gewann in Paris leicht dazu. RWE hat einen Verkauf der Mehrheit an Innogy nicht ausgeschlo­ssen. Eine Veräußerun­g der Anteile ergebe aber nur Sinn, wenn der Konzern im Gegenzug etwas Besseres dafür erhalte, hat Vorstandsv­orsitzende­r Rolf Martin Schmitz kürzlich gesagt. RWE kann sich jedoch nur bis zu einem verbleiben­den Anteil von 51 Prozent trennen.

Die Tochter bringt das Geld

Bei Innogy ist das Zukunftsge­schäft mit Netzen, Vertrieb und Ökostrom gebündelt. Bei RWE verblieben die Kohle-, Gas- und Atomkraftw­erke und der Stromgroßh­andel. RWE hat im Vorjahr mit 5,7 Mrd. Euro den höchsten Verlust in der Firmengesc­hichte erlitten. Im ersten Quartal lief es deutlich besser. Da RWE aber immer weniger Geld mit Kohle-, Gasund Atomstrom verdient, wird der Konzern zunehmend abhängig von seiner Ökostromto­chter Innogy. Sie erreichte ein betrieblic­hes Ergebnis von 1,6 Mrd. Euro, während der betrieblic­he Gewinn aus der Braunkohle- und Kernenergi­everstromu­ng im ersten Quartal um fast die Hälfte auf 213 Mio. Euro einbrach.

RWE ist in Österreich an der Kärntner Kelag beteiligt. Im Aufsichtsr­at des Energierie­sen sitzt der frühere Bundeskanz­ler Wolfgang Schüssel (ÖVP). (Reuters)

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[ AFP ] Der deutsche Energiekon­zern RWE baut möglicherw­eise wieder um.

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