Der Kampf der Steirer um ihr Territorium nach 1918
Die Geschichte der „grünen Mark“nachzuzeichnen – ein kühnes Unterfangen. Der Grazer Historiker Alfred Ableitinger hat es als Herausgeber gewagt und 34 Experten dafür gewinnen können. Das Werk stellt eine Enzyklopädie dar, die der Leser am besten nach eigenen Interessen in einzelnen Abschnitten erfassen mag. Als Beispiel könnte etwa der Kampf der Steirer um ihre Südgrenze nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges dienen.
Vorausgesetzt darf werden, dass der neu gegründete Staat der Serben, Slowenen und Kroaten gewaltige Gebietsansprüche hegte, sowohl was Kärnten, aber auch die Steiermark betrifft. In Graz setzte man noch immer große Hoffnungen auf eine gerechte Grenze bei der Pariser Friedenskonferenz 1919. Man hoffte, eine Volksabstimmung durchsetzen zu können, berichtet Ableitinger, um wenigstens die deutschsprachigen Städte Marburg und Pettau für Österreich zu retten. Doch schon drei Monate vor Abschluss des Friedensvertrags musste von dieser Hoffnung Abschied genommen werden. Danach ging es nur noch um Radkersburg und um das untere Murtal. In Radkersburg wurde eine „Probeabstimmung“veranstaltet, bei der sich 1532 von 1760 Einwohnern für Deutsch österreich entschieden.
Marburg und das rechte Murufer gingen dennoch verloren und wurden ohne Umstände dem SHS-Staat zugeschlagen. Wenigstens das deutsch geprägte und agrarisch wichtige Abstaller Feld wollte man retten, auch dies gelang nicht. Hingegen mussten die SHS-Truppen das von ihnen besetzte Radkersburg im Sommer 1920 räumen.
Es sind die unzähligen Details, die das Werk spannend machen. Breiten Raum nehmen im Band 9 die turbulenten Zeiten der Zwischen kriegs zeit ein. Die „grüne Mark“war seit Generationen ein weites Feld für die Volkstums auseinandersetzungen. Und da herein willkommenes Aufmarsch gebiet fürvölkisc he Gruppierungen aller Art. Diese editorisc he Mammut aufgabe ist mustergültig gelöst worden. Man wünscht dem zweibändigen Geschichtswerk viele Leser – vor allem junge. (hws) Alfred Ableitinger, „Geschichte der Steier
mark“, Band 9 (Bundesland und Reichsgau), Böhlau-Verlag, 2 Bände, 80 Euro.