Der Prinz aus Lothringen – ein Glücksfall für Habsburg
Ihren 300. Geburtstag feiert Österreich in diesen Mai-Tagen, wie es sich gehört. Umso stiller ist es um Maria Theresias Ehemann Franz Stephan (1708 bis 1765), immerhin Stammvater der Dynastie Habsburg-Lothringen. Zu Unrecht. Denn die Beurteilungen der Nachwelt treffen allesamt nicht zu. Als unbedeutend und energielos hatte man ihn dargestellt, immer im unfairen Vergleich zu seiner Ehegattin, die freilich eine ungleich größere Herrscherbürde zu tragen hatte. Aber Franz Stephan, ab November 1740 Mitregent in den habsburgischen Erblanden und seit 1745 als Franz I. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, war nicht nur eine für damalige Verhältnisse umfassend gebildete Persönlichkeit, sondern auch der Finanzmanager der Familie, in die er eingeheiratet hatte. Sein Palais in der Wiener Wallnerstraße war Zentrale eines Wirtschaftsimperiums, das prächtiger in der Welt stand als das Habsburgerreich selbst. Er war nicht nur ein glücklicher Familienmensch – mit wechselnden Amouren nebenbei – er war auch ein Erbe, der mit dem Geldsegen etwas anzufangen wusste.
Des Lothringers Interesse für Innovationen jeglicher Art ist bekannt. Er hatte ein offenes Ohr (und auch das nötige Kapital) für neue Ideen in ganz Europa, für neue Maschinen, die in Bergwerken oder in den rasch entstehenden Manufakturen verwendet werden konnten. (hws) Renate Zedinger,
Böhlau, 375 Seiten, 30,40 Euro.