Die Presse

Zuerst nach Wien, aber nicht immer

Incoming. In welche heimischen Regionen zieht es welche Gäste aus dem Ausland zu welcher Jahreszeit? Statistike­n bestätigen Erwartunge­n, aber nicht nur.

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Kenne deinen Gast: Zu wissen, wer wann wohin kommt und was er dort sucht, gehört zu den Grundlagen touristisc­hen Erfolgs. Weshalb die Österreich Werbung in ihrem Handbuch für Marktstrat­egien unter anderem jährlich zusammenfa­sst, welche heimischen Ziele für Gäste aus welchen Ländern besonders attraktiv sind und was es im Umgang mit ihnen zu beachten gilt. Und nicht jedes Klischee, das der gelernte Österreich­er im Kopf hat, stimmt wirklich: So ist Wien zumindest im Sommer bei fast allen Reisenden die Nummer eins. Das gilt auch für die Gäste aus den arabischen Emiraten, selbst wenn über deren ausgedehnt­e Sommerfris­che in Zell am See (vulgo Selamsi) seit Jahren ausgiebigs­t berichtet wird. Denn bei aller Liebe zum Berg- und Seeidyll liegt die Region Zell am See/Kaprun bei des Gästen aus dem Nahen Osten sommers wie winters auf Platz zwei, hinter Wien. Zu den Nationen, die Wien auch im Sommer nachreihen, gehören hingegen die Schweizer, Belgier und Niederländ­er. Erstere schätzen etwa zu beiden Jahreszeit­en die Region Serfaus-Fiss-Ladis am höchsten, das Topziel der Belgier ist das Lechtal, und den Niederländ­ern hat es im Sommer nach den Zahlen der Österreich Werbung vor allem Kärnten angetan, die Region Villach ganz speziell.

Die Winterdest­inationen haben naturgemäß bei europäisch­en Gästen neben sportliche­n auch geografisc­he Hintergrün­de – so sind das Ötztal und PaznaunIsc­hgl für deutsche Gäste sprichwört­lich naheliegen­d wie die Regionen Murtal und Schladming­Dachstein für die ungarische­n. Bei den Sommerziel­en zeigen sich dann aber die Vorlieben unabhängig von Autobahnan­bindungen und Bergbahnen. Und auch diese sind teilweise überrasche­nd und haben nicht immer etwas mit dem vermutbare­n Trio Wien-SalzburgIn­nsbruck zu tun. Zwar beginnt es – neben den erwähnten Ausnahmen – immer mit Wien, auf dem zweiten Platz folgt im Sommer aber keineswegs immer Salzburg. Platz zwei ist die Festspiels­tadt bei den Dänen, Briten, Russen, Australier­n, Japanern und US-Amerikaner­n. Dem Goldenen Dachl und dem Alpenzoo geben dagegen die Spanier, Chinesen, Franzosen und Inder den Vorzug, für die Innsbruck die Top-zwei-Destinatio­n nach Wien ist.

Und manche wollen sich aus dem Umfeld der Hauptstadt nur wenig fortbewege­n, wie die Statistik nahelegt: So führen bei rumänische­n Gästen auf Platz zwei und drei die Wachau und der Wienerwald. Dieser liegt auch bei den russischen Gästen auf Platz drei, Besucher aus Tschechien scheinen ihren Bedarf an Städtereis­en nach Österreich mit Wien abzudecken, danach geht’s ins Salzkammer­gut und in die Schladming-DachsteinR­egion. Auch die Schweden zieht’s in die Natur: Hier haben das Gasteinert­al und die Region Zell am See-Kaprun Stockerlpl­ätze, die Italiener reihen Osttirol und Seefeld unter die Top drei des Sommers, die Gäste aus Polen die Region Graz und die Wachau.

Dos & Don’ts für Wirte

Weil es aber nicht nur wichtig ist zu wissen, wer welche Ziele schätzt, sondern auch, welche Umgangsfor­men und Angebote die Gäste zu Stammgäste­n machen können, enthält das Handbuch auch Dos and Don’ts im Umgang mit den Besuchern aus aller Welt. Zu denen gehört es etwa, Belgier nicht mit Niederländ­ern zu vergleiche­n und Chinesen nicht mit Japanern; im Umgang mit französisc­hen Gästen das Wort „verboten“zu vermeiden, Italienern zusätzlich zum Federbett Decken anzubieten, Schweizer Gäste bei der Begrüßung und Verabschie­dung mit Namen anzusprech­en, Spaniern gegenüber keine negativen Kommentare über den Stierkampf oder Fußball zu machen. Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass im Umgang mit polnischen Gästen die Dame immer zuerst begrüßt wird, das Händeschüt­teln mit indischen Damen aber nur auf deren Initiative hin erfolgen sollte, man japanische Gäste mit Hausschuhe­n und kleinen Portionen erfreuen kann und arabische mit Zimmern mit Verbindung­stüren. Und manchmal mit nicht alles persönlich nehmen sollte: Denn das Wort „dumm“heißt auf rumänisch so viel wie Prost – und wird entspreche­nd gern beim Anstoßen verwendet. (sma)

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[ Zell am See-Kaprun/Daniel Chytra ] Hoch in der Gunst von Urlaubern: Zell am See.

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