Die Presse

Erdo˘gan isoliert Österreich in der Nato

Racheakt. Türkei mit neuen Schikanen gegen NatoPartne­rland Österreich. Verteidigu­ngsministe­r empört.

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Brüssel. Diplomaten hatten die Hoffnung, dass nach dem Verfassung­sreferendu­m die türkischen Schikanen gegen Österreich in der Nato aufhören würden, dass also alles ein bisschen Wahlkampfg­etöse war. Doch Recep¸ Tayyip Erdogan˘ lenkt nicht ein. Stattdesse­n hat er das Nato-Partnerlan­d Österreich nun völlig isoliert. Die diplomatis­chen Fouls gibt es schon lange. Es fing an, nachdem Österreich im Sommer 2016 ein Ende der EU-Türkei-Beitrittsv­erhandlung­en forderte. Ankara rächte sich. Die Nato bot sich dafür an. Dort ist die Türkei Mitgliedst­aat mit Vetorecht. Also blockierte sie Programme mit Partnerlän­dern. Auch empörte Finnen oder Schweizer mussten büßen – Kollateral­schaden.

Nun gibt es einen Kompromiss – zulasten Österreich­s. Anders als bisher werden Partnersch­aftsabkomm­en nun mit jedem Staat einzeln geschlos- sen. Für Österreich gibt es dann in Feldern wie der gemeinsame­n Ausbildung wohl keine Abkommen. So kann Erdogan˘ Wien treffen – ohne den anderen Ländern weiter auf die Füße zu treten.

„Verurteile das aufs Schärfste“

Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil hatte Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g um Hilfe gebeten. Der Norweger redete mit Erdogan˘ über die Causa. Es nutzte nichts. Doskozil verurteilt­e das türkische Vorgehen gestern „auf das Schärfste“. Von europäisch­en Partnern forderte er Solidaritä­t. Der Minister fürchtet langfristi­ge Auswirkung­en auf die Einsätze am Westbalkan, dem Herzstück der rot-weiß-roten Friedensmi­ssionen. So blockiert die Türkei nach„Presse“-Informatio­nen eine gemeinsame Einsatzvor­bereitung der Stabsoffiz­iere im Kosovo. Die Mission, heißt es, sei aber nicht in Gefahr, also „noch nicht“. (strei)

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