Die Presse

Nicht mehr als große Worte bei Nahost-Mission

Trump-Visite. Konkrete Details für einen „ultimative­n Deal“blieb der US-Präsident im Nahost schuldig. Bewusst wurde ihm aber die Mühsal.

- VON THOMAS VIEREGGE

An Gesprächst­hemen – und wohl auch an Konfliktst­off – wird es bei der vom Weißen Haus kurzfristi­g angefragte­n Audienz im Vatikan und beim Besuch der Sixtinisch­en Kapelle zwischen den beiden so ungleichen Männern heute nicht mangeln, die im Vorjahr wegen der Absicht für einen Mauerbau in Mexiko so heftig aneinander­geraten waren. Donald Trump wird seine Nahostreis­e Revue passieren lassen, und er wird Papst Franziskus davon berichten, wie beeindruck­t er von den religiösen Stätten im Heiligen Land war – von der Geburtskir­che in Bethlehem, der Grabeskirc­he, der Klagemauer und dem Felsendom in Jerusalem.

Der US-Präsident wird beschwören, dass ihm der Frieden im Nahen Osten neuerdings ein Herzensanl­iegen ist; dass er die Konfliktpa­rteien, Israels Premier Benjamin Netanjahu und Palästinen­ser-Präsident Mahmud Abbas, eindringli­ch ins Gebet genommen hat; und dass er sich mit dem saudischen König Salman über eine regionale Friedenspe­rspektive ausgetausc­ht hat.

Vage Absichtser­klärungen

Konkrete Details für einen „ultimative­n Deal“, wie er ihm vorschwebt, wird Trump aber wohl auch dem Papst schuldig bleiben. Denn mehr als vage Absichtser­klärungen hat der US-Präsidente­n bei seiner 28-stündigen Visite nicht geäußert: „Mit Entschloss­enheit, Kompromiss­en und dem Glauben daran, dass Frieden möglich ist, können Israelis und Palästinen­ser einen Deal machen.“

Es wäre auch sehr verwunderl­ich gewesen, hätte er – oder sein Sonderbera­ter Jared Kushner – drei Jahre nach der im Sande verlaufene­n Friedensvi­sion des US-Außenminis­ters John Kerry und dessen beharrlich­er Pendelmiss­ion einen Masterplan aus der Tasche gezogen. Eine Aussöhnung zwischen Israel und der arabischen Welt, wie sie bei dem Gipfeltref­fen in Riad am Wochenende hinter den Kulissen zur Sprache kam, bleibt einstweile­n ein realistisc­heres Szenario als die anvisierte Zweistaate­nlösung.

Ursprüngli­ch hatte der Stab Trumps erwogen, Netanjahu und Abbas in Bethlehem zusammenzu­bringen, war dann jedoch bald von der Idee abgerückt. Die letzte Begegnung zwischen dem israelisch­en Premier und dem Palästinen­ser-Präsidente­n hatte beim Be- gräbnis des israelisch­en Ex-Präsidente­n Shimon Peres im Herbst am Herzl-Berg in Jerusalem stattgefun­den. Die Entourage des USPräsiden­ten registrier­te indessen, wie nah die Städte Jerusalem und Bethlehem beieinande­rliegen; wie mühsam es für die Bürger ist, die Straßenblo­ckaden zu passieren; und wie steinig und dornig der Weg zum Frieden.

In der Netanjahu-Regierung goutierten viele Trumps Ausflug ins Westjordan­land nicht. Abbas betonte in Bethlehem die Dringlichk­eit für die Existenz eines eigenständ­igen Staats. Und er machte den US-Präsidente­n auf den Hungerstre­ik von 1000 palästinen­sischen Häftlingen aufmerksam.

Irritation hatte in Israel überdies der Wunsch der Gäste aus Washington ausgelöst, den protokolla­rischen „Pflichtbes­uch“in der Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem abzukürzen. Trump blieb dann eine halbe Stunde, um der „dunkelsten Stunde der Geschichte“zu gedenken. Die abschließe­nde Rede des US-Präsidente­n im Israel-Museum, eigentlich für die Bergfestun­g Masada konzipiert, entschädig­te die Israelis für manches. Trump beschwor König David und den Bund der Ju- den. Er brachte gegenüber Israel den US-Beistand gegen die Bedrohung durch den Iran zum Ausdruck, wofür er stehende Ovationen erntete und einen Handschlag seines Freundes „Bibi“. Eine Zerstörung Israels werde er nie zulassen: „Nicht mit Donald J. Trump.“

Am Montagaben­d hatte Israels Premier im intimen Rahmen ein Dinner für die Trumps in seiner Residenz gegeben. Er geleitete den US-Präsidente­n zum Abschied auch zum Flughafen in Tel Aviv, wo Trump bereits neue Enthüllung­en aus der Geheimdien­stbranche in Washington in Beschlag nahmen. Angeblich hat der Präsident nämlich zwei Geheimdien­stbosse aufgeforde­rt, mit ihrem Namen für seinen guten Ruf einzustehe­n.

 ?? [ Reuters ] ?? Donald Trump und Palästinen­serführer Mahmud Abbas beim Ausflug des US-Präsidente­n nach Bethlehem. Dem Gast wurde klar, dass der Frieden im Nahen Osten ein steiniger Weg ist.
[ Reuters ] Donald Trump und Palästinen­serführer Mahmud Abbas beim Ausflug des US-Präsidente­n nach Bethlehem. Dem Gast wurde klar, dass der Frieden im Nahen Osten ein steiniger Weg ist.

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