Nicht mehr als große Worte bei Nahost-Mission
Trump-Visite. Konkrete Details für einen „ultimativen Deal“blieb der US-Präsident im Nahost schuldig. Bewusst wurde ihm aber die Mühsal.
An Gesprächsthemen – und wohl auch an Konfliktstoff – wird es bei der vom Weißen Haus kurzfristig angefragten Audienz im Vatikan und beim Besuch der Sixtinischen Kapelle zwischen den beiden so ungleichen Männern heute nicht mangeln, die im Vorjahr wegen der Absicht für einen Mauerbau in Mexiko so heftig aneinandergeraten waren. Donald Trump wird seine Nahostreise Revue passieren lassen, und er wird Papst Franziskus davon berichten, wie beeindruckt er von den religiösen Stätten im Heiligen Land war – von der Geburtskirche in Bethlehem, der Grabeskirche, der Klagemauer und dem Felsendom in Jerusalem.
Der US-Präsident wird beschwören, dass ihm der Frieden im Nahen Osten neuerdings ein Herzensanliegen ist; dass er die Konfliktparteien, Israels Premier Benjamin Netanjahu und Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas, eindringlich ins Gebet genommen hat; und dass er sich mit dem saudischen König Salman über eine regionale Friedensperspektive ausgetauscht hat.
Vage Absichtserklärungen
Konkrete Details für einen „ultimativen Deal“, wie er ihm vorschwebt, wird Trump aber wohl auch dem Papst schuldig bleiben. Denn mehr als vage Absichtserklärungen hat der US-Präsidenten bei seiner 28-stündigen Visite nicht geäußert: „Mit Entschlossenheit, Kompromissen und dem Glauben daran, dass Frieden möglich ist, können Israelis und Palästinenser einen Deal machen.“
Es wäre auch sehr verwunderlich gewesen, hätte er – oder sein Sonderberater Jared Kushner – drei Jahre nach der im Sande verlaufenen Friedensvision des US-Außenministers John Kerry und dessen beharrlicher Pendelmission einen Masterplan aus der Tasche gezogen. Eine Aussöhnung zwischen Israel und der arabischen Welt, wie sie bei dem Gipfeltreffen in Riad am Wochenende hinter den Kulissen zur Sprache kam, bleibt einstweilen ein realistischeres Szenario als die anvisierte Zweistaatenlösung.
Ursprünglich hatte der Stab Trumps erwogen, Netanjahu und Abbas in Bethlehem zusammenzubringen, war dann jedoch bald von der Idee abgerückt. Die letzte Begegnung zwischen dem israelischen Premier und dem Palästinenser-Präsidenten hatte beim Be- gräbnis des israelischen Ex-Präsidenten Shimon Peres im Herbst am Herzl-Berg in Jerusalem stattgefunden. Die Entourage des USPräsidenten registrierte indessen, wie nah die Städte Jerusalem und Bethlehem beieinanderliegen; wie mühsam es für die Bürger ist, die Straßenblockaden zu passieren; und wie steinig und dornig der Weg zum Frieden.
In der Netanjahu-Regierung goutierten viele Trumps Ausflug ins Westjordanland nicht. Abbas betonte in Bethlehem die Dringlichkeit für die Existenz eines eigenständigen Staats. Und er machte den US-Präsidenten auf den Hungerstreik von 1000 palästinensischen Häftlingen aufmerksam.
Irritation hatte in Israel überdies der Wunsch der Gäste aus Washington ausgelöst, den protokollarischen „Pflichtbesuch“in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem abzukürzen. Trump blieb dann eine halbe Stunde, um der „dunkelsten Stunde der Geschichte“zu gedenken. Die abschließende Rede des US-Präsidenten im Israel-Museum, eigentlich für die Bergfestung Masada konzipiert, entschädigte die Israelis für manches. Trump beschwor König David und den Bund der Ju- den. Er brachte gegenüber Israel den US-Beistand gegen die Bedrohung durch den Iran zum Ausdruck, wofür er stehende Ovationen erntete und einen Handschlag seines Freundes „Bibi“. Eine Zerstörung Israels werde er nie zulassen: „Nicht mit Donald J. Trump.“
Am Montagabend hatte Israels Premier im intimen Rahmen ein Dinner für die Trumps in seiner Residenz gegeben. Er geleitete den US-Präsidenten zum Abschied auch zum Flughafen in Tel Aviv, wo Trump bereits neue Enthüllungen aus der Geheimdienstbranche in Washington in Beschlag nahmen. Angeblich hat der Präsident nämlich zwei Geheimdienstbosse aufgefordert, mit ihrem Namen für seinen guten Ruf einzustehen.