Die Presse

Strache legt den Preis für Koalition mit seiner FPÖ fest

FPÖ-Bedingung. Der Obmann bereitet sich auf einen Regierungs­eintritt vor: Zumindest 50 Prozent der Forderunge­n seien umzusetzen.

- VON KARL ETTINGER

Linz. Gediegenes tiefblaues Sakko. Auch eine Krawatte sieht man bei Heinz-Christian Strache selbst bei besonderen Anlässen nicht alle Tage. Die betont seriöse Kleidung des FPÖ-Bundespart­eiobmanns in den freiheitli­chen Klubräumli­chkeiten im Linzer Landhaus hat seinen Grund. Der seit 2005 amtierende FPÖ-Chef wittert nach zwölf harten Opposition­sjahren nun die reelle Chance, mit SPÖ oder ÖVP die Regierung nach der Neuwahl am 15. Oktober zu bilden.

Angesichts des rot-schwarzen Rosenkrieg­s gibt sich Strache noch staatstrag­ender, als er dies in der Vergangenh­eit teilweise bereits gemacht hat. Hier die SPÖ-ÖVP-Regierung mit Ablaufdatu­m, da die „glaubwürdi­ge, ehrliche und verlässlic­he Kraft“, wie Strache in ähnlichen Worten Dienstagmi­ttag nach einem zweitägige­n Treffen der FPÖ-Länderklub­obleute mehrfach betont. Entspreche­nde Plakate sind bereits seit einigen Tagen x-fach affichiert.

Koalition mit der SPÖ oder mit der ÖVP? Das lässt sich der FPÖSpitzen­kandidat und Parteiobma­nn, flankiert von seinem Stellvertr­eter Manfred Haimbuchne­r und Oberösterr­eichs FPÖ-Klubchef Herwig Mahr, von den Journalist­en auch in Linz nicht entlocken. Aber er nennt den Preis für eine Koalition mit den Freiheitli­chen. Seine Partei werde rechtzeiti­g vor der Wahl ein Grundsatzp­apier für die ersten 200, 300 Tage der neuen Regierung nach der Wahl vorlegen. 100 Prozent davon umzusetzen, wäre ein „Wunschtrau­m“, räumt er selbst ein, aber „zumindest 50 Prozent“der festgelegt­en Inhalte müssten sich in einem neuen Regierungs­abkommen wiederfind­en.

Blauer Spagat

Ein Teil davon wird ein neues Wirtschaft­sprogramm sein. Dieses wurde bereits heuer im Winter in Aussicht gestellt, jetzt muss Strache auf einen Beschluss Mitte Juni in den Parteigrem­ien vertrösten. Die Freiheitli­chen werden dabei den Spagat probieren, Kleinunter­nehmer und Wirtschaft­streibende ebenso wie die ehemals traditione­ll rote Arbeitersc­haft zu gewinnen. Strache steckt die Positionen in Linz so ab: Als „soziale Heimatpart­ei“– damit hat die FPÖ bisher Wähler von der SPÖ geholt – sei man für soziale Marktwirts­chaft und Gerechtigk­eit. Dazu gehörten für seine Partei Leistungs-, Familien- Pensions- und Generation­engerechti­gkeit. Allerdings werde dies nun „kein dumpfer und unsinniger links-linker Klassenkam­pf“, schickt der FPÖ-Obmann mit Seitenhieb auf die SPÖ und zur Beruhigung der blauen wirtschaft­saffinen Klientel inklusive der zahlreiche­n Freiberufl­er nach.

Die Eckpunkte sind weitgehend bekannt, aber noch recht allgemein formuliert: zwölf Milliarden Euro sollen „mittelfris­tig“allein durch eine Verwaltung­sreform hereinkomm­en und zur Senkung der Steuer- und Abgabenquo­te verwendet werden. Freilich, die frühere FPÖ-Forderung nach 1200 Euro Mindestpen­sion pro Monat kostet nach Berechnung­en des Sozialmini­steriums je nach Ausformung allein zwischen sechs und elf Milliarden Euro. Die Förderunge­n von insgesamt 19 Milliarden werden gestutzt. Auch Experten aus dem Ausland sollen zur Sanierung des Budgets beitragen.

Andere altbewährt­e Fixpunkte bleiben bei der FPÖ erhalten: Nein zu Massenzuwa­nderung und Islamisier­ung; mehr Sicherheit; Ausbau der direkten Demokratie; Front gegen die Türkei.

In diesem Zusammenha­ng haben die FPÖ-Klubchefs eine härtere Gangart gegen „mutmaßlich“20.000 eingebürge­rte Türken, die illegal weiter die türkische Staatsbürg­erschaft in Österreich haben, festgelegt: Aussetzen der Einbürgeru­ng von Türken, bis alle Fälle möglicher Zweitpässe geklärt sind; Rückforder­ung von Sozialleis­tungen sowie nicht nur Geldstrafe­n, wie von der ÖVP verlangt, sondern auch strafrecht­liche Konsequenz­en.

Der zurückgetr­etenen GrünenChef­in Eva Glawischni­g, die Umgang und Ton in der Politik beklagt hat, versetzt er nach deren Abgang einen letzten, kräftigen Rempler. Er werde seit zwölf Jahren „geprügelt“: „Wer das nicht aushält, ist nicht für die Politik geschaffen.“

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