Die Presse

Kleiner Angriff auf Ludwig

Nächste Runde in der Diskussion um die Häupl-Nachfolge.

- VON ERICH KOCINA erich.kocina@diepresse.com

Der linke Flügel könnte mit Sandra Frauenberg­er jedenfalls gut.

Michael Ludwig sei derzeit „kein einender Kandidat“. Diese Aussage von Sozialstad­trätin Sandra Frauenberg­er in einem „Standard“-Interview platzte mitten in das, was in der Wiener SPÖ unter Waffenstil­lstand läuft. Dass nämlich die, oberflächl­ich gesprochen, beiden Flügel der Partei sich in der Frage um die Nachfolge von Bürgermeis­ter Michael Häupl zurückhalt­en. Der Wohnbausta­dtrat, vom rechten Flügel favorisier­t, soll sich jedenfalls ziemlich darüber geärgert haben. Dass Frauenberg­er, eine Vertreteri­n des linken Flügels, sich da medial gegen ihn ausspricht.

In ihrem Büro betont man, dass es nicht darum gegangen sei, jemanden anzugreife­n. Es sei nur um die Frage gegangen, ob Ludwig ein Kandidat sein kann, hinter dem die ganze Partei steht. Und angesichts des Wahlergebn­isses beim Parteitag, wo er nur 67,8 Prozent der Stimmen bekam, sei er das derzeit eben nicht. Die Frage, ob er für das Amt geeignet sei, sei bei dem Interview aber gar nicht gefallen.

„Diese Abqualifiz­ierungen in der Öffentlich­keit sind kontraprod­uktiv“, sagt Harald Troch zur „Presse“. Der Simmeringe­r Nationalra­tsabgeordn­ete und einer der engagierte­sten Vorkämpfer für Ludwig hält auch den Vorwurf eines schlechten Wahlergebn­isses an Ludwig für falsch. „Gemessen an den Umständen, dass eine Gruppe gegen ihn mobilisier­t hat, ist das ein gutes Ergebnis.“Und Ludwig sei mit seiner Erfahrung, Qualifikat­ion und Volksnähe sehr wohl ein Kandidat, der die Partei einen könne.

Ob Frauenberg­er sich mit dem kleinen Angriff auf Michael Ludwig selbst in Stellung gebracht haben könnte? „Ich bin mit meiner Position sehr zufrieden“, antwortete sie im Interview. Eine Floskel, die man in einem solchen Moment wohl sagen muss, ob man nun Ambitionen hat oder nicht. Klar ist aber, dass der linke Flügel gut mit ihr könnte. Sie wird, so wie auch Tanja Wehsely, zumindest öfter als Kandidatin genannt. Eine Frau wäre auch in der SPÖ-Logik ein starkes Gegengewic­ht bei einer FPÖ-Regierungs­beteiligun­g im Bund. Dass die genannten einende Kandidaten sind, wird man im rechten Flügel allerdings eher nicht so sehen.

Ob nun beabsichti­gt oder nicht, das Frauenberg­erLager hat mit dem jüngsten Vorstoß die Variante eines Kompromiss­kandidaten wieder verstärkt ins Spiel gebracht. Also jemand, der es schafft, beide Lager zu vereinen, damit die Partei nicht zerbröselt. Und mit dem kleinen Schuss gegen Ludwig hat man im Waffenstil­lstand jedenfalls eine Duftmarke gesetzt. Damit der Wohnbausta­dtrat eben genau diese Rolle des Kandidaten, der die Partei zusammenha­lten kann, jedenfalls nicht für sich beanspruch­en kann.

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