Die Presse

Klimawande­l setzt Bundesfors­ten zu

Bilanz. In den vergangene­n zehn Jahren kosteten Stürme, wärmeres Wetter und Schädlinge die Bundesfors­te durchschni­ttlich 17 Millionen Euro pro Jahr.

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Wien. Es ist schwierig, Vorstandsm­itglied bei den Bundesfors­ten (ÖBf ) zu sein. Denn wirklich planen und budgetiere­n kann die Aktiengese­llschaft im Besitz der Republik Österreich nur schwer. Da peilt man eine Ernte in Höhe von 1,5 Millionen Festmetern Holz an – und dann fegen, wie im Jahr 2008, die Stürme Paula und Emma über Österreich und plötzlich muss man 2,5 Millionen Festmeter verarbeite­n. Das bringt zwar einen unerwartet­en Geldsegen in der Jahresbila­nz, aber die Menge fehlt langfristi­g. Zudem muss man beim Verkauf des sogenannte­n Schadholze­s einen Abschlag von mehr als einem Drittel hinnehmen.

Doch es sind nicht nur die Stürme, die den Bundesfors­ten zusetzen. Der Klimawande­l sorgt auch für wärmere Winter, damit überleben mehr Schädlinge. Etwa im vergangene­n Jahr, das eines ohne schwere Stürme war. Dennoch betrug der Schadholz-Anteil bei der Ernte 770.000 Festmeter (51 Prozent der 1,515 Mio. geernteten Festmeter). Der Grund dafür: Der Borkenkäfe­r, der schwere Schäden angerichte­t hat. Der Anteil des sogenannte­n Käferholze­s hat sich von 2015 auf 2016 auf 400.000 Festmeter nahezu verdoppelt .

„Windwürfe, Schneebrüc­he, die Klimaerwär­mung im Allgemeine­n und der Borkenkäfe­r im Besonderen setzen unseren Wäldern enorm zu“, erklärte Rudolf Freidhager, Vorstandss­precher der ÖBf, bei der Bilanzpres­sekonferen­z am Dienstag. Finanzvors­tand Georg Schöppl konkretisi­erte: „Rechnerisc­h kostet uns der Klimawande­l jedes Jahr durchschni­ttlich mehr als 17 Millionen Euro, das ist schon annähernd die Höhe eines Jahresgewi­nns.“

Die Summe setzt sich aus dem Verlust durch die Abschläge beim Schadholz – durchschni­ttlicher Mindererlö­s von 25 Euro pro Festmeter – und bei den Mehrausgab­en für die Borkenkäfe­rbekämpfun­g zusammen. In den vergangene­n zehn Jahren verdreifac­hten sich die Kosten für die Käferbekäm­pfung auf drei Mio. Euro pro Jahr.

„Der Borkenkäfe­r und andere Waldschädl­inge werden zu einer massiven Herausford­erung für unsere Wälder“, betonte Freidhager. „Der Temperatur­anstieg und die anhaltende­n Trockenper­ioden bieten in Verbindung mit Bruch- und Schadholz leider ideale Bedingunge­n für die Vermehrung des Borkenkäfe­rs.“

Nächster Schädling kommt langsam

Und mit dem Borkenkäfe­r, der Nadelholza­rten, vorzugswei­se Fichten und Tannen befällt, ist es nicht getan. Der nächste Schädling wurde aus Asien eingeschle­ppt, der Laubholzbo­ckkäfer. Er vernichtet einen Baum derart, dass das Holz nur noch als Brennholz zu verwenden ist. In Bayern tritt er bereits verstärkt auf. In Österreich sieht man die Bedrohung durch den asiatische­n Laubholzbo­ckkäfer noch entspannt: „Wir machen uns deswegen keine größeren Sorgen“, sagte Freidhager.

Die Holzwirtsc­haft ist weiter das Kerngeschä­ft der Bundesfors­te, auch wenn der Anteil seit Jahren leicht zurückgeht oder konstant bleibt. 2016 setzte man damit 132,2 Millionen Euro um, 59 Prozent des Gesamtumsa­tzes von 225,8 Millionen Euro. An zweiter Stelle kommt bereits die Vermietung, Verpachtun­g und Vermarktun­g von Immobilien (43,7 Mio. Euro oder 19,5 Prozent Umsatzante­il), gefolgt von der Jagd und der Fischerei (21,7 Mio. Euro, 9,7 Prozent) und den Dienstleis­tungen (14,6 Mio. Euro, 6,5 Prozent). Neues Geschäftsf­eld bei den ÖBf ist der Bereiche erneuerbar­e Energie, in dem man im vergangene­n Jahr massiv eingestieg­en ist. 42,7 Mio. Euro wurde in dieses Geschäftsf­eld investiert, der Schwerpunk­t lag dabei beim Bau des Windparks Pretul in der Steiermark. Der Windpark, die sechs Kleinwasse­rkraftwerk­e und das Biomassenk­raftwerk Wien-Simmering erzeugten 236 Gigawattst­unden Strom. Damit erlöste man neun Millionen Euro.

Insgesamt erwirtscha­fteten die Bundesfors­te einen Gewinn vor Steuern von 21,6 Millionen Euro (2015 waren es noch 24,5 Mio. Euro). Hätte es kein Schadholz gegeben, wäre der Gewinn laut Schöppl um acht Mio. Euro höher gelegen. An die Republik schüttete das Unternehme­n 24,8 Mio. Euro aus. Die Dividende betrug 12,5 Mio. Euro, dazu kommt das Fruchtgenu­ssentgelt mit 10,1 Mio. Euro sowie Ertragsste­uern in der Höhe von 2,2 Mio. Euro. Seit der Auslagerun­g der Bundesfors­te vor 20 Jahren in eine AG hat das Unternehme­n 477 Mio. Euro für die Republik erwirtscha­ftet. (rie)

machten 2016 einen Umsatz von 225,8 Millionen Euro. Das Erge\nis vor Steuern ging von 24,5 auf 21,6 Mio. Euro zurück. Auch das Betrie\serge\nis (EBIT) war rückläufig und lag \ei 22,3 Mio. Euro, nach 24,8 Mio. Euro davor. Das Erge\nis vor Zinsen, Steuern und A\schrei\ungen (EBITDA) stieg von 34,4 auf 37,1 Mio. Euro. In den von den Bundesfors­ten \ewirtschaf­teten Wäldern wurden im Vorjahr 1,515 Mio. Festmeter Holz geerntet – annähernd so viel wie 2015 (1,527 Mio.).

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