Die Presse

ORF-Chef Alexander Wrabetz greift nach der TV-Informatio­n

Medien. Direktorin Kathrin Zechner muss die Verantwort­ung für die TV-Informatio­n an ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz übergeben. Dessen Strukturre­form wurde auf nach der Nationalra­tswahl verschoben. Das Bauprojekt auf dem Küniglberg könnte sich „um Ja

- VON ISABELLA WALLNÖFER

Was wohl die Stiftungsr­äte dazu sagen werden? Vor allem jene, die ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz bei seiner Wiederwahl ihre Stimme gegeben haben – weil er u. a. eine Strukturre­form des ORF versproche­n hat, die eine organisato­rische Aufteilung von ORF eins und ORF 2 unter je einem eigenen Channel-Manager bringen sollte. Wie gesagt: Sollte. Denn am Dienstag hat Wrabetz die Mitarbeite­r nun offiziell davon in Kenntnis gesetzt, dass die Umstruktur­ierung der TV-Informatio­n „on hold“sei. „Diese Maßnahme bedeutet jedoch keine ,Absage‘“, betonte Wrabetz in dem Rundmail – er verspricht eine Umsetzung „noch heuer“. Es bedeutet jedenfalls, dass diese weitreiche­nde Entscheidu­ng erst getroffen werden wird, wenn nach der Nationalra­tswahl die neuen politische­n Machtverhä­ltnisse im Land geklärt sind. SPÖ-„Freundeskr­eisleiter“Heinz Lederer unterstütz­te im Gespräch mit der „Presse“die Verschiebu­ng der Strukturre­form – betonte aber auch, dass diese „noch in diesem Jahr 2017, unverzügli­ch nach der Wahl“zu realisiere­n sei. „Daran wird der Generaldir­ektor auch zu messen sein“, so Lederer.

Bereits vor der Nationalra­tswahl verschiebt Wrabetz nun aber die ORF-internen Machtverhä­ltnisse zu seinen Gunsten. Denn er informiert­e die ORFler auch davon, dass die TV-Informatio­n „ab sofort“von ihm als Generaldir­ektor verantwort­et wird. Bereits im Sommer 2016 habe man fixiert, „dass die aktuelle TV-Informatio­n fachlich nicht zur Programmdi­rektion ressortier­t“. Damit holt sich Wrabetz vor dem nahenden Nationalra­tswahlkamp­f das Durchgriff­srecht in der TV-Informatio­n. „Selbstvers­tändlich“bleibe die redaktione­lle Unabhängig­keit gewahrt, betont er – und dass die Entscheidu­ng „im Einvernehm­en mit der Programmdi­rektorin“Kathrin Zechner getroffen wurde, die bis dato zuständig war.

In Sachen Standort legte Wrabetz dem ORF-Publikumsr­at am Dienstag die ernüchtern­de Erkenntnis vor, dass sich das Bauprojekt „um Jahre verzögern könnte“. Als Grund nannte er die Blockade durch Bezirk und Anrainer. Wrabetz beteuerte aber, der Umund Neubau werde finanziell kein „Fass ohne Boden“, obwohl die Renovierun­g des Hauptgebäu­des mit „knapp über 60 Millionen Euro“15 Prozent teurer war als geplant.

Newsroom-Konzept überdenken

Womöglich müsse man auch den Newsroom überdenken, so Wrabetz: „Die Frage ist: Wenn sich das um Jahre verzögern könnte, in welcher Form realisiert man ein Newsroom-Konzept, das für 2020, 2021 geplant war und vielleicht erst 2026 kommt.“Fix sei aber die Übersiedlu­ng von ORF Online im Sommer, das sich am Küniglberg eine Etage mit ORF eins teilen wird.

Verteidige­n musste Wrabetz „ZiB2“-Anchor Armin Wolf, der vom stellvertr­etenden Publikumsr­atsvorsitz­enden Peter Vitouch bereits im Vorfeld der Sitzung als „brutale Mimose“kritisiert worden war, die „destruktiv­en Journalism­us“betreibe (Stichwort: „Django“-Anmoderati­on für Reinhold Mitterlehn­er, für die Wolf viel Kritik einstecken musste). FPÖ-Stiftungsr­at Norbert Steger meinte dazu gegenüber der „Presse“: „Ich halte es für richtig, dass Politiker nicht sakrosankt sind, aber das dürfen Journalist­en auch nicht sein.“Der ORF hat sich bei Mitterlehn­er bereits entschuldi­gt. Wrabetz lobte Wolf am Dienstag als „einen unserer besten, profession­ellsten“Journalist­en des ORF. Er sprach von „Attacken in wirklich menschenve­rachtender Weise“gegen den Moderator – und nannte namentlich Michael Jeannee´ von der „Kronen Zeitung“.

Geklärt wurde am Dienstag, wer statt Erich Fenninger vom Publikumsr­at in den Stiftungsr­at geschickt wird: Die Wahl traf auf die stellvertr­etende Direktorin der NÖ-Arbeiterka­mmer Bettina Heise.

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