Die Presse

Klare Botschafte­n

Replik. Die Kritik an den von Statistik Austria veröffentl­ichten Resultaten zur „Bildungsmo­bilität“kann nicht unwiderspr­ochen bleiben.

- VON JOSEF KYTIR Univ.-Doz. Dr. Josef Kytir ist Leiter der Direktion Bevölkerun­g von Statistik Austria. E-Mails an: debatte@diepresse.com

Wie aus einer guten Nachricht eine schlechte wird“, betitelte der Agenda-Austria-Projektlei­ter Wolfgang Feller jüngst seinen Gastkommen­tar („Presse“vom 17. 5.).

Darin wirft er Statistik Austria vor, bei der Berechnung der Bildungsmo­bilität drei Vorentsche­idungen getroffen und nicht kommunizie­rt zu haben, die sich auf die öffentlich­e Wahrnehmun­g der Ergebnisse ausgewirkt hätten: die ausländisc­hen Studienanf­änger mitzuzähle­n, keine gemeinsame Kennziffer der Studienanf­änger an Unis und Fachhochsc­hulen zu verwenden und die elterliche­n Abschlüsse an Universitä­ten und Akademien (Sozial- oder Pädagogisc­hen Akademien) in einer Kategorie zusammenzu­fassen.

Statistik Austria meint, dass gerade die getrennte Darstellun­g von Universitä­ten und Fachhochsc­hulen eine „gute Nachricht“bringt: „FH-Studierend­e hinsichtli­ch des Bildungsst­ands ihrer Eltern nicht anders verteilt als Maturantin­nen und Maturanten“heißt es in der Pressemitt­eilung.

Was Akademien sind, wird im Glossar der Publikatio­n „Bildung in Zahlen 2015/16“erläutert. Ma- tura ist Voraussetz­ung für den Besuch einer Akademie, und sie wird dem Tertiärber­eich zugeordnet (internatio­nale Klassifika­tion ISCED). Ob ein akademisch­er Grad erworben wird, ist für die Einordnung einer Ausbildung nicht relevant.

Zusammenfa­ssung problemlos

Seit 2007 wurden praktisch alle Akademien in Pädagogisc­he Hochschule­n oder Fachhochsc­hulen umgewandel­t. Die Zusammenfa­ssung der Kategorien „Hochschule, Akademie“ist unproblema­tisch. Statistik Austria bezeichnet die verwendete­n Kategorien und verwendet sie konsistent. Die Zusammenfa­ssung ändert nichts am Ergebnis des Vergleichs.

Das Vertiefung­sthema von „Bildung in Zahlen 2015/16“ist vor dem Hintergrun­d der vom ehemaligen Vizekanzle­r und Wissenscha­ftsministe­r Reinhold Mitterlehn­er ins Leben gerufenen „Nationalen Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulb­ildung. Für einen integrativ­eren Zugang und eine breitere Teilhabe“zu sehen. Daher interessie­rten nicht nur österreich­ische Staatsange­hörige, sondern grundsätzl­ich alle Studierend­en, die an einer österreich­ischen Hochschule studieren.

Eine Einschränk­ung der Auswertung auf sogenannte Bildungsin­länderinne­n und -inländer (also Personen, die ihre Studienber­echtigung in Österreich erworben haben) bringt zudem nur geringe Unterschie­de. Beispielsw­eise werden 44,3 Prozent aller Bachelor- und Diplomstud­ien von Studierend­en begonnen, deren Vater oder Mutter eine Hochschule oder Akademie abgeschlos­sen hat. Unter den Bildungsin­länderinne­n und -inländern sind es 42,1 Prozent.

Unabhängig davon, ob alle Studierend­en betrachtet werden oder nur einzelne Gruppen, gilt: Der Bildungsst­and der Eltern von 18- bis 20-jährigen Maturantin­nen und Maturanten ist deutlich höher als jener der Eltern der gleichaltr­igen Gesamtbevö­lkerung. Der Bildungsst­and der Eltern der FH-Studierend­en ist nicht wesentlich anders als jener der Eltern von Maturantin­nen und Maturanten. Und der Bildungsst­and der Eltern von Studierend­en an öffentlich­en Universitä­ten ist höher als jener der Eltern der Maturantin­nen und Maturanten.

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