Klare Botschaften
Replik. Die Kritik an den von Statistik Austria veröffentlichten Resultaten zur „Bildungsmobilität“kann nicht unwidersprochen bleiben.
Wie aus einer guten Nachricht eine schlechte wird“, betitelte der Agenda-Austria-Projektleiter Wolfgang Feller jüngst seinen Gastkommentar („Presse“vom 17. 5.).
Darin wirft er Statistik Austria vor, bei der Berechnung der Bildungsmobilität drei Vorentscheidungen getroffen und nicht kommuniziert zu haben, die sich auf die öffentliche Wahrnehmung der Ergebnisse ausgewirkt hätten: die ausländischen Studienanfänger mitzuzählen, keine gemeinsame Kennziffer der Studienanfänger an Unis und Fachhochschulen zu verwenden und die elterlichen Abschlüsse an Universitäten und Akademien (Sozial- oder Pädagogischen Akademien) in einer Kategorie zusammenzufassen.
Statistik Austria meint, dass gerade die getrennte Darstellung von Universitäten und Fachhochschulen eine „gute Nachricht“bringt: „FH-Studierende hinsichtlich des Bildungsstands ihrer Eltern nicht anders verteilt als Maturantinnen und Maturanten“heißt es in der Pressemitteilung.
Was Akademien sind, wird im Glossar der Publikation „Bildung in Zahlen 2015/16“erläutert. Ma- tura ist Voraussetzung für den Besuch einer Akademie, und sie wird dem Tertiärbereich zugeordnet (internationale Klassifikation ISCED). Ob ein akademischer Grad erworben wird, ist für die Einordnung einer Ausbildung nicht relevant.
Zusammenfassung problemlos
Seit 2007 wurden praktisch alle Akademien in Pädagogische Hochschulen oder Fachhochschulen umgewandelt. Die Zusammenfassung der Kategorien „Hochschule, Akademie“ist unproblematisch. Statistik Austria bezeichnet die verwendeten Kategorien und verwendet sie konsistent. Die Zusammenfassung ändert nichts am Ergebnis des Vergleichs.
Das Vertiefungsthema von „Bildung in Zahlen 2015/16“ist vor dem Hintergrund der vom ehemaligen Vizekanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner ins Leben gerufenen „Nationalen Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung. Für einen integrativeren Zugang und eine breitere Teilhabe“zu sehen. Daher interessierten nicht nur österreichische Staatsangehörige, sondern grundsätzlich alle Studierenden, die an einer österreichischen Hochschule studieren.
Eine Einschränkung der Auswertung auf sogenannte Bildungsinländerinnen und -inländer (also Personen, die ihre Studienberechtigung in Österreich erworben haben) bringt zudem nur geringe Unterschiede. Beispielsweise werden 44,3 Prozent aller Bachelor- und Diplomstudien von Studierenden begonnen, deren Vater oder Mutter eine Hochschule oder Akademie abgeschlossen hat. Unter den Bildungsinländerinnen und -inländern sind es 42,1 Prozent.
Unabhängig davon, ob alle Studierenden betrachtet werden oder nur einzelne Gruppen, gilt: Der Bildungsstand der Eltern von 18- bis 20-jährigen Maturantinnen und Maturanten ist deutlich höher als jener der Eltern der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung. Der Bildungsstand der Eltern der FH-Studierenden ist nicht wesentlich anders als jener der Eltern von Maturantinnen und Maturanten. Und der Bildungsstand der Eltern von Studierenden an öffentlichen Universitäten ist höher als jener der Eltern der Maturantinnen und Maturanten.