Die Presse

Chinas Schüler wissen am meisten über Geld

Pisa-Studie. 56 Prozent der 15-Jährigen haben ein Konto, doch zwei Drittel können mit einem solchen nicht umgehen.

- VON BEATE LAMMER

Wien. „Sarah bekommt eine Rechnung von einem Bekleidung­sunternehm­en. Für die bestellte Ware werden ihr vor Steuer 130 Einheiten der fiktiven Währung Zed in Rechnung gestellt, dazu kommen 13 Zeds Steuern und 10 Zeds Versandkos­ten. Das sind in Summe 153 Zeds.“So lautet die Einleitung zu einem Beispiel, mit dem die Teilnehmer an der Pisa-Studie zum Thema „Financial Literacy“(Finanzkenn­tnisse) konfrontie­rt wurden. 48.000 15-Jährige aus 15 Ländern (zehn OECD-Länder und fünf andere Länder) nahmen daran teil, Österreich war nicht dabei.

Die Ergebnisse aus dem Jahr 2015 hat die Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) nun veröffentl­icht. Sie kommt zu dem Schluss: Obwohl 64 Prozent der Jugendlich­en selbst Geld verdienen, 59 Prozent Taschengel­d oder sonstige Zuwendunge­n erhalten und 56 Prozent ein eigenes Konto haben, verfügen fast zwei Drittel nicht über die Fähigkeite­n, mit einem Konto umzugehen oder die Benachrich­tigung einer Bank richtig zu interpreti­eren. Bei den Schülern aus den zehn teilnehmen­den OECD-Ländern meisterten 22 Prozent bestenfall­s die niedrigste von fünf möglichen Schwierigk­eitsstufen, nur zwölf Prozent gelangten auf das höchste Level.

Eine Frage mit niedrigem Schwierigk­eitsgrad lautete etwa: Zu welchem Zweck bekam Sarah die oben beschriebe­ne Nachricht? Die Schüler konnten wählen: Sie soll an die Firma zahlen / Die Firma soll an sie zahlen / Sie hat an die Firma bezahlt / Die Firma hat an sie bezahlt. Richtig ist die erste Option. Schüler, die Fragen dieses Schwierigk­eitsgrads beantworte­n konnten, wurden dem Level eins zugeordnet.

Auf Stufe zwei musste man etwa beantworte­n können, wie viel die Firma für die Zustellung verrechnet (10 Zeds). Um es auf die fünfte und höchste Stufe zu schaffen, musste man Folgendes richtig beantworte­n: Sarah stellt fest, dass ihr versehentl­ich drei T-Shirts um je 20 Zeds (vor Steuer) in Rechnung gestellt wurden. Sie hat aber nur zwei bestellt und bekommen. Nachdem sie das richtigges­tellt hat, wie viel muss sie nun tatsächlic­h bezahlen? Die richtige Antwort lautet: 131 statt 153 Zeds (minus 20 Zeds für die Ware und 2 Zeds Steuer). Schüler, die 133 (ohne Berücksich­tigung der Steuer) oder 121 (ohne Zustellgeb­ühr) errechnete­n, wurden dem Level drei zugeordnet.

Weitere Beispiele: Auf Stufe vier musste man anhand eines Gehaltszet­tels, auf dem Bruttogeha­lt, Abzüge, Nettogehal­t sowie Jahresgeha­lt angegeben waren, beantworte­n, wie viel Geld der Person im vergangene­n Monat auf ihr Konto überwiesen wurde (das Nettogehal­t). Auf Stufe drei musste man angeben, ob Steve für seine Motorradve­rsicherung nach einem Jahr mehr, gleich viel oder weniger bezahlen muss, wenn er sein Motorrad durch eine stärkere Maschine ersetzt hat (mehr), es mit einer anderen Farbe versehen hat (gleich viel) oder für zwei schwere Unfälle verantwort­lich war (mehr).

Auch Vorsicht vor möglichem Betrug wurde getestet: Schüler auf der höchsten Stufe konnten richtig beantworte­n, was David tun soll, wenn er ein E-Mail von seiner Bank erhält, in dem ihm mitgeteilt wird, dass seine Daten verloren gegangen sind, sein Konto nicht mehr sicher ist und er daher über einen Link weiteren Instruktio­nen folgen sollte. Soll David den Anweisunge­n folgen, (nein), ihnen nur dann folgen, wenn es sich um die gleiche E-Mail-Adresse wie die der Bank handelt (nein), oder seine Bank anrufen (ja)?

Belgien vorn, Brasilien Schlusslic­ht

Am besten schnitten die chinesisch­en Teilnehmer ab, von denen es jeder dritte auf die höchste Stufe schaffte. 90 Prozent landeten mindestens auf der zweiten Stufe. Ebenfalls relativ gut schnitten russische, flämische (in Belgien hat nur die Region Flandern teilgenomm­en), kanadische, niederländ­ische und australisc­he Schüler ab. Im Mittelfeld landeten italienisc­he, polnische und US-amerikanis­che Schüler. Bei Letzteren lag der Anteil derer, die nur Stufe eins oder noch weniger geschafft hatten, bereits bei über 20 Prozent. Unterdurch­schnittlic­h schlugen sich die Schüler aus Spanien, Litauen, der Slowakei, Chile, Peru und Brasilien. Mehr als die Hälfte der 15-jährigen Brasiliane­r meisterten nicht einmal die Stufe zwei.

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] EPA ] Können sie mit einem Konto umgehen? Meist ja.

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