BMW: „Glauben an den Verbrennungsmotor“
Werk Steyr. BMW investiert in Steyr 340 Millionen Euro in den Bau von Benzin- und Dieselmotoren. Das sei auch ein Bekenntnis zum Verbrennungsmotor, erklärt Werkschef Wölfel. In Deutschland kämpft BMW mit Fertigungsproblemen.
München/Steyr/Wien. Viel Gutes wurde in den vergangenen Wochen und Monaten nicht über den Dieselmotor gesagt. Manche sehen schon den Tod des Selbstzünders nahen. Aber nachdem vergangene Woche DaimlerEntwicklungsvorstand Ola Källenius erklärt hat, er sehe bei Mercedes noch „eine lange Zukunft für den Diesel“, betont jetzt auch BMW-Motorenchef Gerhard Wölfel im Gespräch mit der „Presse“: „Wir glauben an den Verbrennungsmotor.“
Anlass für das Bekenntnis sind Investitionen in Höhe von 340 Millionen Euro in das BMW-Motorenwerk in Steyr, dem Wölfel seit 2009 als Geschäftsführer vorsteht. Im vergangenen Jahr wurden in Oberösterreich 1,26 Millionen Motoren hergestellt, so viele wie noch nie in der 35-jährigen Geschichte. 868.229 davon waren Dieselmotoren, doch der Anteil der Benzinmotoren (393.150) wächst seit einigen Jahren ständig.
Darauf stellt man sich in Steyr nun ein und investiert bis 2021 zwischen 160 und 180 Millionen Euro in eine flexiblere Fertigung. „Somit können wir künftig in der Produktion schneller und leichter von der Herstellung eines Diesel- auf einen Benzinmotor wechseln.“Schon jetzt kann eines der drei Produktionsbänder beide Motorenarten herstellen, nach dem Umbau sei man noch flexibler.
Emissionsärmere Dieselmotoren
Den Umbau verstehe er auch als ein Zeichen, meint Wölfel zur „Presse“: „Der Verbrennungsmotor hat Zukunft, es wird ihn noch viele Jahrzehnte lang geben.“Das gelte speziell auch für den Diesel, der mittlerweile sehr sauber arbeite.
Dafür werden in Steyr seit Herbst vergangenen Jahres 100 Millionen Euro in den Ausbau des Dieselmotoren-Entwicklungszentrums investiert. Das soll dazu beitragen, die Motoren noch emissionsärmer und effizienter zu machen. 15 der geplanten 30 neuen Prüfstände sind bereits in Verwendung, heuer im Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Auch in einem anderen Bereich nimmt der bayerische Autobauer viel Geld in die Hand: 63 Mio. Euro fließen in den Umbau einer Linie der Kurbelwellenfertigung in Steyr, bei der unter anderem 28 neue Maschinen installiert werden. Es gehe dabei um 80 Arbeitsplätze. „Eine solche Investition samt den garantierten Jobs ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit“, meint Wölfel. Man bekenne sich zu Österreich und werde auch in den kommenden 35 Jahren weiter investieren.
Nicht betroffen ist Steyr von massiven Problemen, die es derzeit bei der Fertigung gibt. Weil der Autozulieferer Bosch Lieferprobleme hat, kommt es zu Produktionsausfällen in BMW-Werken in München, Leipzig und China. Es geht um Lenkgetriebe, betroffen sind Tausende Fahrzeuge der Einer-, Zweier-, Dreier- und Vierer-Reihe von BMW. Die Angelegenheit dürfte für Bosch teuer werden: „Wir gehen davon aus, dass Bosch als der verantwortliche Lieferant für den uns entstandenen Schaden einstehen wird“, betonte BMW-Einkaufsvorstand Markus Duesmann.
Schadenersatz von Bosch
Bosch teilte gestern mit, das Unternehmen beziehe ein wesentliches Bauteil für die Lenkung von einem Zulieferer in Italien. „Bei diesem Zulieferer kommt es derzeit zu Lieferproblemen. Bosch arbeitet mit Hochdruck gemeinsam mit BMW und unserem Zulieferer daran, die Lieferengpässe schnellstmöglich zu beenden und die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.“
Dass wegen des aktuellen Produktionsstopps Kunden länger auf ihre bestellten Au- tos warten müssen, glaubt man bei BMW nicht. Ein Großteil lasse sich nachholen, erklärte ein Sprecher des Konzerns.
Die Mitarbeiter selbst nutzten Gleitzeit und Arbeitszeitkonten, nähmen Urlaubstage oder zögen Wartungsarbeiten vor. Duesmann: „Wir nutzen die Flexibilität, die wir in unseren Prozessen haben, um den wirtschaftlichen Schaden zu minimieren.“
Der Fall zeigt einmal mehr, wie abhängig Autokonzerne und Zulieferer heutzutage voneinander sind. Duesmann sagte, die meisten Teile würden punktgenau „just in time“für das jeweilige Fahrzeug auf dem Fließband bereitgestellt. Deshalb könne bereits ein fehlendes Kleinteil die Wertschöpfungskette unterbrechen.
BMW verkaufte 2016 zwei Millionen Fahrzeuge, um 5,2 Prozent mehr als 2015. Trotz der Rekordverkaufszahlen mussten die Bayern aber die Marktführerschaft bei den Premiumautos an Mercedes abgeben. (rie)