Die Presse

Europas Stahlbranc­he ruft um Hilfe

76 Konzern- und Verbandsch­efs warnen vor Verlust an Arbeitsplä­tzen.

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Berlin/Brüssel. Die europäisch­e Stahlindus­trie hat wegen der geplanten Reform des Emissionsr­echtehande­ls in der EU vor dem Verlust von Standorten und Arbeitsplä­tzen gewarnt. In einem offenen Brief an die Staats- und Regierungs­chefs der EU baten 76 Konzern- und Verbandsch­efs am Montag um Hilfe. Unterzeich­net wurde der Brief unter anderem von Vertretern von Voestalpin­e, Arcelor Mittal, Thyssen Krupp sowie Branchenve­rbänden. „Sie können verhindern, dass die Branche mit hohen Kosten belastet wird, die Investitio­nen hemmen und das Risiko von Arbeitspla­tzverluste­n oder Werkschlie­ßungen in der EU erhöhen“, schrieben die Unterzeich­ner.

Der EU-Emissionsr­echtehande­l müsse so gestaltet werden, dass er den Klimaschut­z angehe „und gleichzeit­ig die europäisch­e Stahlindus­trie und die Millionen mit ihr verbundene­n Arbeitsplä­tze erhält“. Am Dienstag finden dazu Verhandlun­gen statt.

EU–Parlament fordert Verbesseru­ngen

In der EU werden Verschmutz­ungszertif­ikate seit 2005 in einem gemeinsame­n System gehandelt. Dadurch sollte ein finanziell­er Anreiz für Unternehme­n geschaffen werden, die klimaschäd­lichen Gase so weit wie möglich zu reduzieren. Umweltschü­tzer kritisiere­n das System aber als unwirksam.

Das EU-Parlament hat Mitte Februar vorgeschla­gen, dass zwischen 2021 und 2030 die zur Verfügung stehenden Zertifikat­e für Stromerzeu­ger und Industrie jährlich um 2,2 Prozent gekürzt werden. Gleichzeit­ig sollen überschüss­ige Emissionsp­apiere vom Markt genommen werden. Branchen wie die Zement- und Stahlindus­trie sollen aber weiter kostenlose Zertifikat­e erhalten.

Die Regierunge­n gingen bei ihrer Einigung nicht ganz so weit. Sollte die Reform „ohne einige der vom Europäisch­en Parlament eingebrach­ten Verbesseru­ngsvorschl­äge“verabschie­det werden, drohe der Stahlindus­trie bis 2030 eine Verknappun­g der Zertifikat­e um rund 35 Prozent, warnten die Konzern- und Verbandsch­efs. (APA)

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