Die Presse

Der gefallene Zögling der CIA

Nachruf. Panamas einst skrupellos­er Machthaber Manuel Noriega wurde von den USA groß gemacht, dann gestürzt. Nun ist er gestorben.

-

Panama-Stadt/Wien. Dem Toten weinen nur wenige eine Träne nach. Mit dem Ableben von Manuel Antonio Noriega sei ein Kapitel der Geschichte Panamas beendet, teilte der Präsident des mittelamer­ikanischen Landes, Juan Carlos Varela, zum Tod des einst skrupellos­en Machthaber­s nüchtern mit.

Noriega wurde vermutlich 1934 als uneheliche­s Kind geboren; über das Geburtsjah­r gibt es widersprüc­hliche Angaben. Er wuchs als Pflegekind auf, besuchte als junger Mann eine Militärsch­ule in Peru und wurde nach seiner Rückkehr Mitglied der Nationalga­rde. Seine Pockennarb­en brachten ihm den Spitznamen „Ananas-Gesicht“ein.

Schon in den 1950er Jahren sollen ihn die US-Geheimdien­ste als Informante­n rekrutiert haben. Bei seinem Aufstieg zum Geheimdien­stchef unter Panamas Machthaber Omar Torrijos und, nach dessen Tod, zum Chef der Nationalga­rde und Herrscher des Landes half Washington kräftig nach. Noriega lieferte den USA Informatio­nen über die Drogenkart­elle und sicherte den Zugang zum Panamakana­l. Auch US-Waffenlief­erungen für die rechten Contras in Nicaragua liefen über Panama.

Dass Noriega Gegner brutal aus dem Weg räumte und selbst tief ins Drogengesc­häft verstrickt war, stellte für Washington zunächst kein Problem dar. Schließlic­h aber wurde der CIA-Zögling Washington lästig. Präsident George Bush senior befahl im Dezember 1989 eine US-Invasion. Binnen zwei Wochen ergab sich der in Ungnade Gefallene. US-Militärs hatten die vatikanisc­he Botschaft, in der er sich verschanzt hatte, rund um die Uhr mit lauter Rockmusik beschallt.

Noriega wurde in die USA gebracht, wegen Drogenhand­els verurteilt und saß annähernd zwei Jahrzehnte in Miami, Florida, in Haft. Kurz vor seiner Entlassung verlangten Frankreich seine Auslieferu­ng wegen Geldwäsche; zwei weitere Jahre verbrachte Noriega in einem Gefängnis in Paris, bis die französisc­hen Behörden dem Auslieferu­ngsabkomme­n Panamas zustimmten. Nach 21 Jahren, elf Monaten und acht Tagen kehrte ein kranker Noriega in sein Herkunftsl­and zurück.

Dort war er in Abwesenhei­t wegen Menschenre­chtsverbre­chen verurteilt worden. Im Gefängnis „El Renancer“(deutsch: Wiedergebu­rt) verbrachte er weitere fünf Jahre, bis er im Jänner dieses Jahres entlassen und unter Hausarrest gestellt wurde. Von einer Tumor-Operation im März erholte sich der einstige Militärher­rscher schließlic­h nicht mehr. Noriega starb in der Nacht auf Dienstag im Alter von (vermutlich) 83 Jahren. (raa)

 ?? [ Reuters ] ?? Panamas Ex-Machthaber Manuel Noriega .
[ Reuters ] Panamas Ex-Machthaber Manuel Noriega .

Newspapers in German

Newspapers from Austria