Österreich gehen im Sommer die Äpfel aus
Landwirtschaft. Frostschäden und geringe Ernten aus dem Vorjahr lassen die Lagerstände bei heimischen Sorten schnell schmelzen. Ab August werden die Österreicher wohl nur noch Importware zu kaufen bekommen.
Wien. Wer heuer noch in einen heimischen Apfel beißen will, sollte sich besser beeilen. Nur 137 Tonnen Gala-Äpfel, die Lieblingssorte der Österreicher, fand die Statistik Austria etwa diesen Monat noch in den Lagern. Mit den anderen Sorten aus heimischer Produktion sieht es nicht wirklich besser aus. In Summe bunkerten die Obstbauern zum Stichtag 1. Mai noch 12.256 Tonnen österreichische Äpfel. Das sind rund 80 Prozent weniger als Anfang Mai vergangenen Jahres – und bei weitem nicht genug, um über den Sommer zu kommen.
Spätestens im August werde der letzte heimische Apfel verkauft sein, schreiben die Experten der Agrarmarkt Austria in ihrem aktuellen „Marktbericht Obst und Ge- müse“. Um wenigstens bis dahin in den Geschäften präsent zu sein, wurde das Abbautempo der Lager neuerlich verringert. Aber ab dem Spätsommer wird das Land komplett auf Importe aus dem Ausland angewiesen sein.
4,5 Mal mehr Importe
Schon bisher mussten Österreichs Handelsketten große Mengen aus dem Ausland beziehen, um den drohenden Apfelengpass zu lin- dern. Im Jänner importierte Österreich etwa 3939 Tonnen Äpfel, im Jänner 2016 waren es hingegen nur 878 Tonnen. Gleichzeitig schrumpften die heimischen Apfelexporte von 7507 Tonnen (Jänner 2016) auf 2230 Tonnen (2017).
Grund für die leeren Lager sind die Wetterkapriolen des Vorjahres. Der plötzliche Frosteinfall im April hatte vor allem die steirischen Apfelbauern schwer getroffen. Agrarier sprachen damals von der „größten Katastrophe seit Beginn des professionellen Anbaus“. Die Hagelversicherung schätzte die Schäden auf über 125 Millionen Euro. Etwa jeder zweite Obstbauer im Land ist zumindest gegen Hagel versichert, jeder zehnte auch gegen zusätzliche Gefahren wie etwa Frost.
Auch für die heurige Ernte sieht es nicht sonderlich gut aus. Überraschende Frostnächte vernichteten in der zweiten Aprilhälfte Obst- und Weinkulturen in der Steiermark, Kärnten und dem Südburgenland. Anders als im Vorjahr hat die späte Kältewelle diesmal auch etliche der wichtigsten Importländer erwischt. In Deutschland, Italien und Polen dürften die Ernten heuer geringer ausfallen als erhofft. Frankreich, ebenfalls ein traditionell starker Apfellieferant, blieb hingegen verschont.