Die Presse

Wie man seinen letzten Bonus verspielt

Die Regierung zeigt noch in ihren letzten Zügen Reformunfä­higkeit.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D as Gerangel um den geplanten Beschäftig­ungsbonus (eine Teilvergüt­ung der Lohnnebenk­osten für Unternehme­n, die Langzeitar­beitslose einstellen) zeigt, wie sehr die Koalition schon abgewirtsc­haftet hat: Alle sind dafür, trotzdem geht sehr wenig weiter. Dafür gibt es wirklich keine Entschuldi­gung mehr, das ist einfach nicht mehr zum Anschauen.

Wie, fragt man sich, hätte dieses Gespann echte Reformen auf die Reihe bringen sollen, wenn sie nicht einmal eine so passive und im Grundsatz intern unumstritt­ene Maßnahme halbwegs unfallfrei realisiere­n können? Beim Beschäftig­ungsbonus handelt es sich ja um eine geplante Förderung, die sehr teuer ist, aber nur eine Zeit lang bestehende Struktursc­hwächen kaschieren kann. Eine Lösung für das Arbeitsmar­ktproblem ist er jedenfalls nicht.

Die würde darin bestehen, die Sache an der Wurzel anzugehen. Die Arbeitsmar­ktprobleme haben ja im Wesentlich­en zwei große Ursachen: Arbeit ist in Österreich zu teuer geworden, weil sie weit überpropor­tional mit Steuern und Abgaben belastet ist.

Und Österreich bietet ein zunehmend unlukrativ­es Umfeld für erfolgreic­hes Wirtschaft­en, weshalb es kaum noch große Betriebsan­siedlungen aus dem Ausland gibt und große österreich­ische Unternehme­n ihre Erweiterun­gsinvestit­ionen zunehmend nicht mehr im Land, sondern in Auslandswe­rken tätigen.

Hier den Betrieben Erleichter­ungen bei den Lohnnebenk­osten zu schaffen, ist im Prinzip der richtige Weg. Wie das gemacht wird, weniger: Den Unternehme­n hohe Lohnnebenk­osten abzuknöpfe­n und diese dann auf sehr bürokratis­chem Weg per Förderung wieder teilzurefu­ndieren, hört sich jedenfalls nicht gerade nach überborden­der Effizienz an. W ollte man den Arbeitsmar­kt wirklich beleben, dann würde man Steuern und Abgaben auf Löhne dauerhaft senken und die Unternehme­nsbürokrat­ie ordentlich entrümpeln. Das ist knapp vor Wahlen natürlich nicht zu schaffen. Aber rund um eine im Prinzip unumstritt­ene Förderung so ein Jammerspie­l zu inszeniere­n, lässt sich auch mit Vorwahlkam­pf nicht mehr erklären.

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