Lidl treibt britische Häuserpreise
Immobilien. Briten sind bereit, deutlich mehr für ihr neues Eigenheim zu bezahlen, wenn der deutsche Diskonter Lidl ums Eck ist. Aldi macht Immobilien hingegen billiger.
Wien/London. Was entscheidet, ob sich eine Wohnung um 1000, 3000 oder doch um 5000 Euro pro Quadratmeter verkaufen lässt? Die Lage natürlich. Es macht einen Unterschied, ob sie in Wien oder in Weitra liegt. Es macht einen Unterschied, ob U-Bahn oder Zug in der Nähe sind und ob man zum Einkaufen nur vor die Tür gehen oder ins Auto steigen muss.
In Großbritannien ist die Lage noch etwas diffiziler. Die Briten achten beim Häuserkauf nämlich nicht nur darauf, dass überhaupt ein Supermarkt ums Eck ist – sondern auch darauf, welcher Supermarkt es ist. Immobilien, die in direkter Nähe zu den eher hochpreisigen Ketten „Waitrose“, „Marks and Spencer“oder „Sainsbury’s“zu haben sind, kosten um bis zu 36.480 Pfund (41.955 Euro) mehr als Liegenschaften in benachbarten Orten oder Bezirken ohne diese Händler. Der sogenannte „Waitrose-Effekt“ist in Großbritannien gut erforscht. Wer in London nach einer halbwegs leistbaren Wohnung sucht, macht daher längst einen Bogen um Waitrose-Filialen.
Nähe zu Billigketten gesucht
Aber nicht nur die Nähe zu Nobelketten lassen sich die Briten inzwischen einiges kosten, auch ein Diskonter als Nachbar kann den Preis mitunter stark in die Höhe treiben. Wer etwa direkt neben einer Filiale der deutschen Diskonterkette Lidl wohnen will, zahlt in Großbritannien einen Aufschlag von 6416 Pfund. Das ist überraschend, weil die Briten noch vor drei Jahren fast 4800 Pfund Rabatt gefordert hatten, wenn ein Lidl in der Nähe war.
Suchen die Briten kurz vor dem Brexit also vermehrt die Nähe zu den Billigketten? Die Daten der LLoyds Bank zeigen zumindest einen starken Preisschub für jene Gebiete, in denen sich Diskonter angesiedelt haben. Hier stiegen die Immobilienpreise in den vergangenen drei Jahren um elf Prozent. Deutlich schneller als im Rest des Landes – und auch schneller als in der Nähe „normaler“Supermärkte. Nur ein Händler steht den britischen Immobilienkäufern offenbar weniger zu Gesicht. Wo Aldi-Filialen (in Österreich Hofer) ums Eck sind, sinken die Preise im Schnitt um fast 3000 Pfund.