Die Presse

Über den eigenen Schmäh gestolpert

Trennung. Frenkie Schinkels ist nicht länger St. Pöltens Sportdirek­tor, der 54-Jährige hatte offenbar den Rückhalt in der Chefetage verspielt. Markus Schupp folgt ihm nach.

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St. Pölten. Hat ein Aufsteiger in der Fußballbun­desliga den Klassenher­alt geschafft, herrscht zumeist helle Freude. Dann werden Ergebnisse und Fortschrit­te gepriesen, womöglich höhere Ziele für die nächste Saison ausgelobt. Davon ist aber in St. Pölten derzeit keine Rede nach einer zerfahrene­n, schwer zerstritte­nen und von Trainerdis­kussionen geprägten Spielzeit. Der Verein setzte am Dienstag sogar noch eine eher überrasche­nde Schlusspoi­nte und entließ Sportdirek­tor Frenkie Schinkels.

Schinkels, 54, hatte im Herbst 2014 in St. Pölten, womöglich dank Fürsprache durch Landeshaup­tmann Erwin Pröll, angeheuert. Umstritten war das Engagement von Austrias Meistermac­her (2006) auch, weil der „Dancing Star“anfangs weiterhin Kolumnen schrieb und TV-Auftritte als Experte zelebriert­e. Eine Unvereinba­rkeit witterten darin freilich nur seine Kritiker und Gegner, Schinkels überstrahl­te diese Nebengeräu­sche mit Schmäh und hartem Arbeitssti­l.

Dass seiner Methode, unter anderem verspottet­e er die eigenen Fans, nicht jeder etwas abge- winnen kann, sollte dem in Rotterdam geborenen Fußball-Experten schon bei anderen Stationen, etwa in Klagenfurt, nicht verborgen bleiben. Dennoch, St. Pölten hatte unter seiner Leitung Erfolg, stieg 2016 in die Bundesliga auf und schaffte den Klassenerh­alt.

Die unlustige Pressekonf­erenz

In St. Pölten schien es, als hätte der streitbare, oft angefeinde­te Sportdirek­tor dennoch einen „Persilsche­in“. Er hatte Handlungsf­reiheit, installier­te Jochen Fallmann als Interimslö­sung für den erfolglose­n Karl Daxbacher. Er verlän- gerte Fallmanns Vertrag nach der 1:2-Niederlage gegen Rapid am vergangene­n Sonntag noch in Eigenregie – inmitten in einer Pressekonf­erenz. Das aber fand man, dem Vernehmen nach, in St. Pöltens Chefetage keineswegs amüsant, es glich also einem Eigentor. Schinkels war laut Klubaussen­dung dazu nicht berechtigt, mit dem Vorstand sei diese Aktion auch nicht akkordiert gewesen. Ohne die ihn schützende Hand war das Aus schnell besiegelt und Markus Schupp, einst bei Sturm Graz, als Nachfolger bestimmt.

Die Entscheidu­ng zu dieser „personelle­n Veränderun­g“traf die Delegierte­nversammlu­ng am Montagaben­d. Aus dieser Sicht lässt sich die Aussendung des SKN verstehen. Sie klingt wirr, der Klub ist ja, wenngleich mit Glück, dem Abstieg entronnen. „Angesichts der sportliche­n Entwicklun­g in der abgelaufen­en Saison sind wir nach sehr ausführlic­her Analyse und Beratung zur Erkenntnis gelangt, dass eine Trennung für die weitere Entwicklun­g und Zielerreic­hung unumgängli­ch ist“, erklärte da Präsident Gottfried Tröstl. (fin)

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[ APA] Frenkie Schinkels

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