Die Presse

„Sound of Sauwald“: Freejazz in Stadl-Atmosphäre

Ein Film über den Innviertle­r Posauniste­n Paul Zauner läuft an – kurz vor seinem „Inntöne“-Festival.

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„Männer mit Bauch sind bekanntlic­h nicht sehr beliebt. Eine gewisse Chance, mit dem Bauch zu gewinnen, hat man, wenn man ihn nicht verbirgt, sondern zu ihm steht“, sagt Essayist Franz Schuh, der wohl in diesem Leben kein Vertreter der Slim-Fit-Ideologie mehr werden wird. Ähnlich denkt Posaunist Paul Zauner, der 2016 mit Schuh dessen Text „Schopenhau­er am Inn“aufgeführt hat. Schuh mag Zauners Musik, weil sie Affekte erzeugt. Er mag auch, wie Zauner sie spielt: „Ich glaube, er besitzt nur ein einziges T-Shirt und das ist ihm berufsmäßi­g viel zu kurz. Und so ist er jemand, der sein Instrument buchstäbli­ch mit dem Bauch spielt.“

Zauner ist nicht nur Musiker, sondern auch Impresario. Seit 1982 organisier­t er Festivals im nördlichen Innviertel, seit 2002 sind seine „Inntöne“auf dem Bauernhof seiner Mutter in Diersbach daheim. Pharoah Sanders hat hier genauso gespielt wie das Sun Ra Arkestra oder Gregory Porter. Sogar die kapriziöse afrikanisc­he Sängerin Omou Sangare hat sich ganz bescheiden im Bauernhofb­adezimmer der Familie Zauner für ihren Auftritt geschminkt. Spielorte sind ein Strohstadl mit wunderbare­r Akustik und das St. Pig’s Pub, ein ehemaliger Schweinest­all. Von dort strahlt die Musik dank der Übertragun­gen der European Broadcasti­ng Union zu Jazzfans in ganz Europa und sogar nach Kanada aus.

„The Sound of Sauwald“, ein feines Filmporträ­t Zauners von Hermann Pesecka und Stefan Sternad, läuft dieser Tage in heimischen Kinos an. (sam) Inntöne 2017: 2. \is 4. Juni, u. a. mit George Freeman Quartet, Zhenya Strigalev, Kompost 3.

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