„Ich überlege gerade, ob ich hier bleibe“
Porträt III. Die Logistikstudentin Alexandra Röcker (23) hat nach einem Studienjahr in Antwerpen zwei Bachelorabschlüsse. Und nach ihrem Praktikum auch ein Jobangebot in der zweitgrößten Hafenstadt Europas.
Wien/Antwerpen. In knapp zwei Wochen wird es für Alexandra Röcker ernst: Ihre Bachelorprüfung steht an. Allerdings sieht sie etwas anders aus, als die ihrer Studienkollegen an der Fachhochschule des BFI Wien. Röcker wird die Abschlussprüfung nämlich an der Karel de Grote Hogeschool in Antwerpen absolvieren. Belgische Professoren werden sie vor Ort über den Stoff befragen, den sie dort gelernt hat – während österreichische Professoren per Skype zugeschaltet sind und den Stoff prüfen, den die 23-Jährige aus Wien mitgenommen haben sollte.
Röcker absolviert im Rahmen ihres Erasmus-Aufenthalts ein sogenanntes DoubleDegree-Programm: Sie verbringt ihr gesamtes letztes Studienjahr in Belgien, schreibt dort auch eine ihrer zwei Bachelorarbeiten und hat nach ihrer Prüfung in knapp zwei Wochen nicht nur einen Abschluss von der Fachhochschule des BFI Wien, sondern auch von der Hochschule in Antwerpen. Die Vorlesungen, die sie besucht hat, und der Stoff, in dem sie jetzt in Antwerpen geprüft wird, waren auf Englisch. Zusätzlich hat sie einen Niederländischkurs gemacht.
„Eigentlich habe ich das Double-Degree-Programm vor allem deshalb gewählt, weil ich nur auf diese Weise ein ganzes Jahr im Ausland studieren konnte“, erzählt die Logistikstudentin via Telefon. „Sonst wäre immer nur ein halbes Jahr möglich gewesen.“Das war auch ein Grund, warum sie die ursprüngliche Idee, für ihr Auslandsstudium vielleicht nach Kanada zu gehen, wieder verwarf. „Auch das wäre nur für ein halbes Jahr gegangen – und außerdem ist man mit Erasmus finanziell doch ein bisschen besser abgesichert.“
Daher also Antwerpen, die Stadt mit dem zweitgrößten Seehafen Europas: „Die Stadt hat mich wegen des Hafens interessiert. In meinem Logistikstudium hat mich Seefracht immer am meisten begeistert“, erzählt Alexandra Röcker. „Das hat sich auch in diesem Jahr noch einmal bestätigt. Und ich überlege tat- sächlich gerade, ob ich nach dem Abschluss vielleicht hier in Antwerpen bleibe, um zu arbeiten. Und nicht nach Wien zurückgehe.“
„Man nimmt alles lockerer“
Seit im März ihre Lehrveranstaltungen zu Ende sind, absolviert Röcker nämlich ihr letztes Pflichtpraktikum beim Logistikunternehmen Kühne + Nagel in Antwerpen. „Es gäbe einen Job, da könnte ich im Herbst anfangen. Und Antwerpen ist eine super Stadt, es gibt viele Events, es gibt viele Märkte“, sagt die Kärntnerin. „Die Lebensqualität hier ist vielleicht nicht ganz so gut wie in Wien – aber sie ist wirklich gut.“
Viel Freizeit, um das zu genießen, hat sie allerdings momentan, kurz vor der Bachelorprüfung, nicht. „Davor war es schon anders als zu Hause“, erzählt sie. „Das Studium wäre vielleicht etwa gleich anstrengend, aber man macht sich einfach nicht so viel Druck. Man nimmt das Ganze ein bisschen lockerer.“