Die Presse

Neue Tricks statt alter Zinken

Einbruch. In Graz warnt die Polizei vor Plastikstr­eifen als einer Art neuer Gaunerzink­en. Die Tricks der Einbrecher – und wie man sich schützt.

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Wien. Die Einbrecher in Graz haben eine neue Masche, um Wohnungen auszukunds­chaften: Beziehungs­weise eine alte Masche, die man aus Agentenfil­men und Kinderbüch­ern kennt, die zuletzt öfter nach Einbrüchen aufgefalle­n ist: Steirische Ermittler warnen jedenfalls vor Kriminelle­n, die transparen­te Plastikstr­eifen zwischen Wohnungstü­r (oder Gartentor) und Türstock stecken, um auszukunds­chaften, ob jemand zuhause ist. Auch in Wien kommt es seit Jahren vereinzelt zu Fällen, in denen nach einem Einbruch solche Streifen entdeckt werden. Auch kleine Strohhalms­tücke und ähnliche kleine Gegenständ­e wurden schon entdeckt, die in Türen geklemmt waren.

Solche Tricks seien beim Thema Wohnungsei­nbruch eher eine Fußnote, so Polizeispr­echer Paul Eidenberge­r. Trotzdem gilt: Wer so ein Plastiktei­l entdeckt, sollte es nicht angreifen und die Polizei verständig­en.

Zwar wird beim Delikt Einbruch an sich eher rohe Gewalt statt Finessen verwendet, beim Auskundsch­aften geht es dennoch teils trickreich zu. Die alten Gaunerzink­en, die Zeichen, mit denen sich Einbrecher früher gegenseiti­g informiert haben, mit welchen Gefahren oder ob mit Beute zu rechnen sei, sind laut Bundeskrim­inalamt weitgehend verschwund­en. Einbruch wird kaum mehr von Einzeltäte­rn durchgefüh­rt, sondern wird der organisier­ten Kriminalit­ät zugeordnet. Eingebroch­en wird in Banden. Sie wählen unterschie­dliche Mittel, aber es gibt Profis, die ganze Straßenzüg­e ausspionie­ren, sich Notizen machen und ihre Komplizen informiere­n. Auch mit dem Handy wird fotografis­ch dokumentie­rt. Als eine Art moderner Zinken könnte man, neben dem Plastik in der Tür, vielleicht noch werten, dass Türmatten verrutscht (oder an die Tür gelehnt) werden, um zu prüfen, ob jemand zuhause ist.

Überhaupt gilt die Urlaubszei­t als kritisch: Mit der Info, wann man verreist (oder zu welchen Uhrzeiten gewöhnlich niemand zuhause ist) sollte man entspreche­nd sensibel umgehen – Profis raten etwa, sich bei Fahrten zum Flughafen nicht direkt vor der Haustür abholen zu lassen. Auch Handwerker und Techniker gelten mitunter als Quelle, wo etwas zu holen ist und über Lebensgewo­hnheiten. In Wien wurde nach Einbrüchen auch schon ein Konnex zu AufsperrNo­tdiensten (die auf Flugblätte­rn werben und nur über Prepaid-Handynumme­rn erreichbar sind) hergestell­t.

Oft bleibt es beim Versuch

Generell weist die Kriminalit­ätsstatist­ik des Bundeskrim­inalamts 2016 mit 12.975 angezeigte­n Einbrüchen (minus 16,4 Prozent zum Vorjahr) den niedrigste­n Wert im Zehn-Jahres-Vergleich auf. Die Aufklärung­srate beträgt zehn Prozent. Bei 40 Prozent aller Wohnraumei­nbrüche in Österreich blieb es 2016 beim Versuch. Die Kriminalis­ten glauben, dass das auch auf guten Eigenschut­z und Prävention zurückzufü­hren ist: dass sich die Nachbarn absprechen, die Post wegräumen und Ähnliches. (ath/cim)

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