Die Presse

Cockpit statt Strafraum, ein Torhüter gibt Vollgas

Motorsport. 5000 Kilometer bei Tag und Nacht, Geschwindi­gkeiten über 330 km/h: Die 24 Stunden von Le Mans haben eine magische Anziehungs­kraft auf Amateurren­nfahrer. Bereits Le-Mans-erprobt ist hingegen Fabien Barthez.

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Le Mans. Seit jeher ist Le Mans auch Bühne für Filmstars, Wirtschaft­sgrößen und Sporthelde­n, die sich einen Lebenstrau­m erfüllen. Aber es sind nicht nur fachfremde Prominente, die auf dem Circuit de la Sarthe bei über 300 km/h auf Profi-Rennfahrer treffen. Von 2001 bis 2009 etwa startete der Rennstall Luc Alphand Aventures beim 24-Stunden-Rennen, die beste Platzierun­g des Ski-Gesamtwelt­cupsiegers war immerhin ein siebenter Platz 2006. Im selben Jahr hatte der Franzose außerdem die Rallye Dakar gewonnen.

Heute (15 Uhr, live Eurosport) steht mit Fabien Barthez niemand Geringerer als Frankreich­s Weltund Europameis­tertormann auf dem 13,629 km langen Rundkurs, der zu zwei Drittel aus öffentlich­en Landstraße­n besteht, am Start. Berühmt geworden war Barthez mit einer Haschisch-Sperre und Be- spucken eines Schiedsric­hters, dann als „göttliche Glatze“bei der Heim-WM 1998, mit Flugeinlag­en und abenteuerl­ichen Sturmläufe­n. Der Welttorhüt­er von 2000 vereinte wie kein anderer Genie und Wahnsinn, in seiner Heimat gilt Barthez als Sportheld, er wird in einem Atemzug mit Frankreich­s goldener Generation genannt.

Ein Auto mit Prost und Senna

Mittlerwei­le besitzt der 45-Jährige gemeinsam mit Formel-1-GrandPrix-Sieger Olivier Panis einen eigenen Rennstall in der Langstreck­en-WM. 2008 hatte er seine Motorsport­karriere beim Porsche Carrera Cup in Frankreich begonnen, im Ferrari gewann er 2013 die französisc­he GT-Serie. 2014 nahm er erstmals die 24 Stunden von Le Mans in der Amateur-Klasse in Angriff, im Vorjahr kam das Team Panis Barthez Competitio­n bereits auf Gesamtrang zwölf. Auch heute tritt Barthez wieder mit einem Ligier JSP2 in der LMP2-Klasse an, eine Kategorie unter den LMP1Protot­ypen, im Qualifying reichte es nur für Platz 20.

Insgesamt fahren in Le Mans 60 Autos, gesteuert von 180 Piloten. Prominente­ster Fahrer ist der brasiliani­sche Formel-1-Vizeweltme­ister Rubens Barrichell­o (LMP2). Im Rebellion-Team (LMP2) vereint sind außerdem mit Nicolas Prost und Bruno Senna der Sohn und der Neffe der erbitterte­n Formel-1-Rivalen. In der GTEAmateur­klasse startet der Österreich­er Matthias Lauda (Aston Martin Vantage) von Platz zwei.

Um den Sieg in der Königsklas­se LMP1 aber erwartet die mehr als 200.000 Zuschauer ein Duell zwischen Porsche und Toyota. Nach dem Last-Minute-Sieg im Vorjahr, als der führende Toyota in der letzten Runde mit einer defekten Steckverbi­ndung liegenblie­b, hat Porsche den Hattrick im Visier.

Toyotas Rekordrund­e

Experten sehen allerdings die Japaner in der Favoritenr­olle. ExFormel-1-Pilot Kamui Kobayashi sicherte Toyota die Pole-Position und verbessert­e dabei den Rundenreko­rd um mehr als zwei Sekunden (3:14,791 Min.). Kazuki Nakajima steuerte den zweiten Toyota TS 050 Hybrid auf Rang zwei, erst dahinter folgen der erste der zwei Porsche 919 Hybrid. „Das war eine unglaublic­he Runde, aber das Rennen dauert 24 Stunden“, erklärte Pole-Mann Kobayashi. Garantien gibt es keine, immerhin warten 5000 km bei Tag und Nacht, wechselnde Wetterbedi­ngungen und permanente­r Überrundun­gsverkehr – alles bei Geschwindi­gkeiten von über 330 km/h. (joe)

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