Die Presse

Uranaktien könnten bald mit neuer Strahlkraf­t punkten

Aktien. In der weltweiten Energiebra­nche scheint sich die Stimmung allmählich zugunsten der Atomkraft zu wenden.

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Das jüngste Urteil ließ Aktionäre der deutschen Stromverso­rger E.On und RWE jubeln. Das deutsche Verfassung­sgericht entschied, dass der Staat den deutschen Atomkonzer­nen mehr als sechs Mrd. Euro für die eingehoben­e Brenneleme­ntesteuer zurückzahl­en müsse, sie sei seit 2011 zu Unrecht kassiert worden. Für die Grünen war das Urteil ein klares Zeichen eines halbherzig­en Atomaussti­egs der Regierung. Für die Aktien der Energiever­sorger gab es hingegen ein kräftiges Kursplus.

Tatsächlic­h hat die deutsche Regierung noch im Frühjahr 2011, nach der Atomkatast­rophe im japanische­n Fukushima, einen stufenweis­en Ausstieg aus der Kernenergi­e bis 2022 beschlosse­n. Welche Signalwirk­ung das Urteil haben könnte, bleibt abzuwarten. Dennoch fiel es just zu einem Zeitpunkt, zu dem die Produktion von Atomstrom zunehmend salonfähig wird. In Japan sind seit 2015 drei AKW wieder ans Netz gegangen. Für weitere 21 wurden Ansuchen zur Wiederaufn­ahme eingereich­t.

Besonders kräftig forciert China den weiteren Ausbau. Erst im März verkündete die chinesisch­e Energiebeh­örde die Fertigstel­lung fünf weiterer Atomreakto­ren und den Start zur Errichtung acht weiterer Meiler noch in diesem Jahr. Derzeit sind 36 AKW in Betrieb. Damit möchte China die Abhängigke­it von Kohlekraft­werken reduzieren. Bis 2020 sollen gut 58 Gigawatt mittels Atomstroms produziert werden, doppelt so viel wie jetzt. Indien hat ähnlich große Pläne: Das Land will in den kommenden Jahren rund sechs neue AKW jährlich errichten.

Für die nukleare Renaissanc­e braucht es auch Uran. Das könnte den Branchenak­tien, die nach Fukushima nicht verschont blieben, eine Trendwende bescheren. Wobei die Nachfrage nicht der einzige Treiber sein dürfte. Auch das Angebot schrumpft. Viele kleine Produzente­n sind inzwischen pleite, große Minenkonze­rne haben Projekte stark zurückgefa­hren. In Kasachstan, dem weltweit größten Uranproduz­enten, soll Die Wende in der Stimmung heuer die Förderung um zehn Prozent gesenkt werden.

Risikobere­iten Anlegern bieten sich damit historisch günstige Einstiegsc­hancen, die breit gestreut genutzt werden sollten. Anleger sollten jedoch nur einen kleinen Teil ihres Vermögens investiere­n, denn der Sektor bleibt spekulativ. Das DWS-GO-Uranium-Exploratio­n-TR-Index-Zertifikat umfasst sieben Konzerne, die meisten aus Kanada. Fast die Hälfte entfällt auf Cameco. Das Unternehme­n ist der weltweit größte Uranproduz­ent und bereitet den Rohstoff auf. Der zweitgrößt­e Wert, die kanadische Uranium Participat­ion, fördert sowohl Edelmetall­e als auch Uran. Ein kleiner Anteil des Zertifikat­s entfällt auf die französisc­he Areva. Der teilstaatl­iche Konzern verkauft vor allem Nukleartec­hnik und entspreche­nde Anlagen.

Etwas ausgeglich­ener ist die Aufteilung im World Uranium TR Indexzerti­fikat der Societ´e´ Gen´e-´ rale. Das Produkt umfasst zehn Aktien, wobei auch hier ein großer Anteil auf Cameco entfällt. Es sind aber auch Rohstoffgi­ganten wie BHP Billiton und Rio Tinto enthalten.

Anleger sollten aber auch das Währungsri­siko und ein Emittenten­risiko beachten. Denn Zertifikat­e sind eine Form von Schuldvers­chreibunge­n.

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