Die Presse

Japan lässt Geldschleu­sen offen

Interview. Noch ist die Inflation im Inselstaat viel zu niedrig, um an ein Ende der lockeren Geldpoliti­k zu denken, sagt die japanische Notenbank.

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Die japanische Notenbank bleibt in der Geldpoliti­k auf ultralocke­rem Kurs. Für ein Schließen der weit offenen Geldschleu­sen hält die Bank of Japan die Zeit noch nicht für reif. Die Inflation sei nach wie vor zu schwach, sagte Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda nach der Zinssitzun­g am Freitag in Tokio.

„Wir werden eine Ausstiegss­trategie erst dann diskutiere­n, wenn zwei Prozent Inflation erreicht sind und der Preisansti­eg dort stabil bleibt“, sagte er. Auf ihrem Zinstreffe­n beließ Japans Notenbank den Strafzins auf Einlagen der Geldhäuser bei 0,1 Prozent. Sie strebt zudem weiterhin eine Rendite von null Prozent auf zehnjährig­e Staatsanle­ihen an.

Fallende Preise lähmen

Auf breiter Front fallende Preise hatten die Wirtschaft des Landes lange gelähmt. Doch zuletzt nahm die Konjunktur merklich Fahrt auf. Das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) der weltweit drittgrößt­en Volkswirts­chaft legte von Jänner bis März auf das Jahr hochgerech­net zwar nur um ein Prozent statt zunächst prognostiz­ierter 2,2 Prozent zu, teilte die Regierung mit. Vor allem eine Berichtigu­ng der Lagerbestä­nde habe zu der Revision geführt. Auch der private Konsum, der für rund 60 Prozent der Wirtschaft­sleistung des Landes steht, legte nicht so deutlich zu wie zunächst ermittelt. Die Notenbank hofft dennoch, dass der Konjunktur­schub auch die seit Jahren unerwünsch­t niedrige Inflation nach oben zieht. Im April lag die Kerninflat­ion gerade einmal bei 0,3 Prozent. Diese klammert die Preise für frische Lebensmitt­el aus, enthält dafür aber die Preise für Ölprodukte.

Notenbank-Gouverneur Haruhiko Kuroda zufolge gibt es eine anhaltende Verbesseru­ng bei den Einkommen und bei der Beschäftig­ung. Vor diesem Hintergrun­d zeige sich der private Verbrauch zunehmend robust. Bisher war der Konsum eher ein Schwachpun­kt in Japans Wirtschaft. Denn das zögerliche Kaufverhal­ten der Verbrau- cher hielt Unternehme­n von Preisanheb­ungen ab, was einer der Gründe für den geringen Inflations­schub ist.

Industrie legt stark zu

Insgesamt hielt die japanische Notenbank an ihrer Bewertung fest, dass sich die Wirtschaft in Richtung einer moderaten Expansion bewegt. Vor allem die Konjunktur­daten für die Zeit nach dem ersten Quartal sehen rosig aus. So produziert­e die Industrie im April so viel wie seit 2008 nicht mehr, und die Nachfrage nach Arbeitskrä­ften stieg auf den höchsten Stand seit 43 Jahren. (ag) Japan

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