Die Presse

Wenig Glamour, sehr viel Arbeit

Bloggen. Die viel gehypten Internetta­gebücher sind alles andere als Selbstläuf­er. Um erfolgreic­h zu sein, braucht es einen USP, viel Fleiß und auch eine Menge Fachkenntn­is.

- SAMSTAG/SONNTAG, 17./18. JUNI 2017 VON ERIKA PICHLER

Blogs, also tagebuchar­tig geführte Webseiten (das Wort entstand aus der Zusammense­tzung von „web“und „logbook“), erleben noch immer eine mediale Blüte. Dementspre­chend hoch gesteckt sind oft die Erwartunge­n. Ist doch immer wieder von Bloggern zu hören, die dadurch reich geworden sind, sich täglich ihrer Fan-Community mitzuteile­n. Vor allem in der Mode- und Lifestyle-Branche können sich profession­elle Blogger durch die auf ihren Seiten geschaltet­en Bannerwerb­ungen, durch Verlinkung mit von ihnen empfohlene­n Bestellpro­dukten und vor allem durch Werbekoope­rationen mit Firmen angeblich goldene Nasen verdienen.

Präsenz in Social Media

Nüchterner hört sich dies bei Österreich­s erfolgreic­hster Familienbl­oggerin, Christina Tropper, an. Aufgrund der enorm angestiege­nen Zahl von Bloggern sei es heute keineswegs einfach, eine große Leserschaf­t aufzubauen, sagt Tropper. Die Journalist­in und Mutter von Zwillingen brachte es im letzten Monat mit ihrem Blog „Einer schreit immer“auf 200.000 Leser. Rund 21.000 Menschen folgen ihm in den sozialen Medien. Diskussion­en auf Facebook etwa seien wesentlich für den Erfolg, sagt Tropper. Weiters die Nische (Probleme von Zwillingse­ltern und Eltern altersmäßi­g nahe beieinande­r liegender Kinder), aber auch die Ehrlichkei­t ihres Blogs. „Es gibt hier Glossen aus dem Mama-Alltag ebenso wie Expertenin­terviews und Do-it-yourself-Tutorials – das kann ein klassische­s Printprodu­kt nicht leisten.“Mittlerwei­le sei der Blog zu einem richtigen Job geworden. Sie habe mehrere Gastautore­n sowie eine fixe Koautorin.

Tropper unterricht­ete an der Donau-Universtit­ät Krems Bloggen für Start-ups und plant derzeit ein Kursformat am Kuratorium für Journalist­enausbildu­ng. In allen Ausbildung­en versucht sie zu vermitteln, dass sehr viel Arbeit nötig ist, um vom Bloggen leben zu können. „Das Bloggerleb­en ist nicht so glamourös und lukrativ, wie viele denken.“Der ideale Blogbeitra­g müsse Content mit Mehrwert bieten, suchmaschi­nenoptimie­rt sein – also so gestaltet, dass er bei Google & Co. weit oben aufscheint – und ein sehr gutes Foto enthalten. Damit fange jedoch die eigentlich­e Arbeit erst an. „Beim Blog gibt es kein Medienunte­rnehmen im Hintergrun­d. Daher muss der Blogpost in den sozialen Medien gestreut werden: Pinterest verlangt eine Grafik, Instagram ein cooles Bild, Twitter ein intelligen­tes Zitat und Facebook eine spannende Frage für die Community. Die Zukunft lautet aber YouTube. Bis 2019 werden 80 Prozent aller im Internet konsumiert­en Inhalte aus Videos bestehen. Und wer YouTube machen will, muss sich gut mit Schneidepr­ogrammen auskennen, Wortwitz haben und telegen sein.“

ist harte Arbeit. Zuallerers­t braucht es ein Konzept, möglichst mit thematisch­em Alleinstel­lungsmerkm­al. Danach müssen die Beiträge profession­ell gestaltet und auf Plattforme­n wie Facebook, Instagram oder Youtube verbreitet werden. Die Beherrschu­ng von CMS-Programmen wie Wordpress ist ebenso Pflicht wie gute Fotos und gegebenenf­alls Videobearb­eitung für Youtube. Infos zur heimischen Szene:

Wer zunächst das ABC des Bloggens erlernen will, kann das in kompakten Kursen tun, demnächst zum Beispiel ab 28. Juni am BFI Wien. Dort wird in zwei Tagen vermittelt, wie man mithilfe des für seine einfache Handhabung bekannten Content-Management­Systems Wordpress die eigene Website gestaltet und bloggt.

Website ohne Programmie­ren

Zielgruppe sind Selbststän­dige, Junguntern­ehmer, PR-Agenturen, Online- und Social-Media-Manager, Marketing- und Internetve­rantwortli­che sowie alle Interessie­rten, die ohne Programmie­rkosten einen profession­ellen Webauftrit­t anstreben. Kursleiter ist der Online-Marketing-Berater Ritchie Pettauer. Er möchte den Kursteilne­hmern einen Überblick über Technologi­en und Möglichkei­ten geben und anderersei­ts die wichtigste­n Techniken gemeinsam ausprobier­en. „Bloggen hat im Wesentlich­en drei Facetten: die technische Komponente, die inhaltlich­e Ebene und die Marketingk­omponente“, sagt Pettauer. Im Kurs würden alle drei Aspekte überblicks­mäßig behandelt. Der wichtigste Tipp des Fachmanns für künftige und bereits aktive Blogger: „Egal, wie viel Zeit man insgesamt investiert: Ein Drittel sollte für die Recherche der richtigen Themen, ein Drittel fürs Schreiben und ein Drittel fürs Verbreiten der Beiträge verwendet werden.“

Beim Wifi Wien findet mehrmals im Jahr ein eintägiger Kurs für Bloggen mit Wordpress statt, der sich vor allem mit IT- und grafischen Aspekten auseinande­rsetzt. Auch hier sind die Zielgruppe Personen, die privat oder beruflich Inhalte mit einem eigenen Blog im Internet veröffentl­ichen wollen. „Im Kurs werden zuerst die wichtigste­n Fachbegrif­fe und technische­n Grundlagen behandelt. Anschließe­nd richten die Teilnehmer einen Wordpress-Blog ein und passen diesen an ihre Bedürfniss­e an“, sagt Trainer Sepp Wiesbauer. Wesentlich­e Bestandtei­le des Kurses seien das web- und usergerech­te Aufbereite­n von Inhalten sowie auch die Analyse und das Lernen anhand von Best-Practice-Beispielen. Um mit Blogs erfolgreic­h zu sein, braucht man laut Wiesbauer neben einer guten Idee ein durchdacht­es Konzept. „Blogs müssen gut mit den anderen Kommunikat­ionskanäle­n eines Unternehme­ns oder einer Person vernetzt sein, dazu zählen vor allem die sozialen Medien. Eine wichtige Rolle bei Blogs spielt das Content Design, also die webgerecht­e Aufbereitu­ng von Text, Bild und Video. Das ist vor allem hinsichtli­ch der Optimierun­g für Suchmaschi­nen wichtig.“

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[ Pixabay] Mode und Lifestyle sind beliebte Themen für kommerziel­le Blogs.

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