„Bei Paketen sind die Anforderungen komplex“
Ladetechniken. Beim Beladen von Zustellfahrzeugen und beim Sortieren ist weiterhin der Mensch gefragt – und nicht der Roboter.
Autonome Fahrzeuge – darüber spricht die ganze Welt. Auch die Logistikwirtschaft. Aber an Schnittstellen wie der Laderampe für Pakettransporter fehlt diese Technik weitestgehend noch. „Aktuell wird die Beladung von Pakettransportern beinahe ausschließlich manuell durchgeführt“, sagt Jürgen Schrampf, geschäftsführender Gesellschafter bei der Logistikberatung Econsult aus Wien. Schrampf nennt als Grund die besonderen Anforderungen: „Bei Kurier-, Express und Paketdienstleistern (KEP) sind die Anforderungen aufgrund der unterschiedlichen Paketgrößen und -gewichte komplexer.“
Zustellfahrer als Wissenspool
Wer sich direkt bei den Logistikdienstleistern umhört, merkt schnell, was der Experte meint. Beim Logistiker GLS übernimmt die Beladung der Zustellfahrzeuge meist noch der Zustellfahrer selbst. „Nur er weiß im Detail, wie die Route verläuft und in welcher Reihenfolge die Pakete idealerweise zugestellt werden“, sagt Axel Spörl, General Manager bei GLS Austria. Außer der Verkehrssituation und -entwicklung kenne dieser auch die bevorzugten Zustellund Abholzeiten der Empfänger. Dieses Wissen könne derzeit weder ein GPS-Navigationsgerät noch ein Beladeroboter abrufen. Spörl nennt auch Öffnungszeiten, Witterungsbedingungen oder Kundenpräferenzen als Knackpunkte für eine automatisierte Beladung. Die Erfahrungen und das Wissen der Zustellfahrer hätten gezeigt, dass eine automatische Beladung von Pakettransportern „aktuell verfrüht und nicht zielführend“sei.
Ähnlich scheinen Mitbewerber und Forschungsinstitute darüber zu denken. Denn viele konzentrieren sich hierbei weniger auf die Verladung an der Rampe, sondern eher um die Zustellung selbst. Die Bandbreite an Tests und Forschungsaktivitäten, die hierfür kleine, mobile Roboter einsetzen, wächst stetig. So sammelte etwa der Paketdienst Hermes Erfahrungen mit Lieferrobotern in Hamburg. Ausgewählte Paketshops in der deutschen Hansestadt wurden hierzu kurzerhand zu RoboterHubs umfunktioniert. Und auch beim Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML steht diese Art der Automatisierung sehr weit oben auf der Agenda.
Schnittstelle mit Ansprüchen
Bis die Robotik an der „Schnittstelle Laderampe“auf so viel Popularität stößt, dürfte noch viel Zeit vergehen – Zeit, um viele weitere Baustellen aufzulösen. Denn direkt an der Rampe weist Schrampf von Econsult auf sehr greifbare Probleme hin: „Durch die Diversität der Pakete braucht es sehr exakte Erfassungs- und Sensorik-Systeme, die sowohl für Kleinstsendungen als auch für Großpakete geeignet sind.“Denn jedes Paket sei anders. „Es ist eine große Herausforderung, dass es keine normierten und stabilen Ladungsträger, wie etwa Behälter oder Kisten, gibt“, merkt er an. Die Fülle an offenen Punkten geht – zumindest in Österreich – mit viel Motivation ein- her. Denn die Schlüsseldisziplin Robotik bekommt auch zunehmend einen festen Platz in Schulen – diese stellen ihre Lehrpläne neu auf.
Schüler des Kepler-Gymnasiums aus Graz schafften es sogar bis zur Robotik-Weltmeisterschaft nach China. Wolfgang Skrabitz, Geschäftsführer beim IntralogistikAnbieter Knapp, findet lobende Worte für die Entwicklung: „Wenn wir Kinder heute so ausbilden und ihnen diese Möglichkeiten geben, die sie mit Freude und Enthusiasmus ergreifen, dann brauchen wir uns für die nächsten Jahrzehnte keine Sorgen zu machen.“Vor diesem Hintergrund ist es einmal mehr nur eine Frage der Zeit, bis auch die manuellen Schnittstellen zwischen Laderampe und Paketfahrzeug automatisiert sind.