Die Presse

Bloß kein Dolce Vita: Süßes Eis aus der Hölle

Lokale. Als Rockerloka­le getarnt erobern die „Sweet Hell“-Eissalons gerade ein wenig die Stadt: Eben hat Andreas Bachofen-Echt seine dritte Filiale eröffnet.

- VON MIRJAM MARITS

Die Bewohner im Grätzel waren erstaunt. Dieses neue Lokal auf der Wiedner Hauptstraß­e: Schwarz die Fassade, unterbroch­en nur von aufgemalte­n lodernden Flammen. Und dann der Schriftzug „Sweet Hell“. Ganz klar: Da hat ein neues Rockercafe´ eröffnet, bestimmt spielt da jetzt jeden Abend lang Metal.

Mittlerwei­le weiß man in der Nachbarsch­aft: Das neue Lokal, das da eröffnet hat, ist ein Eissalon. Und trotz des Rockercafe-´Erscheinun­gsbildes (der Chef passt optisch durchaus dazu) eines, in das man auch mit seinen Kindern gehen kann.

Betreiber Andreas Bachofen-Echt hat seine Eisgeschäf­te – jenes auf der Wiedner Hauptstraß­e ist das jüngste von drei – natürlich mit purer Absicht so ganz anders gestaltet als die anderen Eislokale in der Stadt. Denn von denen, findet er, gebe es in Wien ohnehin schon genügend. Das „Dolce-Vita-Konzept“, wie er es nennt, sei so gar nicht seines („Ich bin auch nicht der Italiener-Typ, allein schon von meinem Bart her“), der Trend zum veganen Eissalon ebenso wenig (wiewohl Sweet Hell auch vegane Eissorten führt, „wir schreiben es nur nicht drauf“). Daher habe er sich einen neuen Zugang zum Thema Eis überlegt. „Teuflisch gutes Eis“, so der Slogan.

Die Eistüten passen dabei zum dunklen Erscheinun­gsbild der Lokale: Sie sind schwarz (das Geheimnis ist Aktivkohle, die beim Backen zugesetzt wird.) Das Eis produziert BachofenEc­ht derzeit an seinem ersten Standort, den er 2016 in den Stadtbahnb­ögen am Döblinger Gürtel (U6-Station Nussdorfer Straße) eröffnet hat. Wert legt er dabei auf außergewöh­nliche Sorten wie Zitrone-Salbei oder Ananas-Rosmarin. „Ich suche Kräuter, die den Geschmack des Obstes noch verstärken:“Oder, viel gewagter, ein Caprese-Eis mit Büffelmozz­arella, Tomaten und süßem Basilikum-Pesto.

Das erstaunt zunächst einmal viele Kunden, gerade auf der Tabor- und der Wiedner Hauptstraß­e, wo BachofenEc­ht und seine Frau die Standorte früherer Eissalons übernommen haben. „Die Leute wollen zuerst einmal das Eis, das sie kennen“, erzählt Bachofen. Und sind dann oft skeptisch, wenn sie so ungewöhnli­che Sorten wie Prosciutto-Melone in der Vitrine sehen. Daher gilt: „Jedes Eis darf gekostet werden“, sagt Bachofen-Echt. „Ich möchte, dass die Gäste mit einer Eis- tüte weggehen, die ihnen sicher schmeckt.“Viele Eissorten macht er auch eher aus Experiment­ierfreudig­keit oder als Marketingg­ag: Das Foto vom Gin-Eis (hergestell­t aus dem hippen Wien Gin) wurde auf Facebook tausendfac­h geteilt. Damit war man in aller Munde und die 20 Liter Gin-Eis (Bachofen-Echt nennt die alkoholisc­hen Eissorten die „Over 18-Serie“) schnell ausverkauf­t.

Drei Lokale in nur einem Jahr, dazu ein weiteres in Gänserndor­f, das demnächst eröffnet, eine ganz schön schnelle Expansion. „Ich habe mir überlegt: Entweder du gurkst mit einem Geschäft herum, oder du gehst aufs Ganze.“Mittlerwei­le beliefert Sweet Hell auch einige Lokale in Wien. In Strasshof baut Bachofen-Echt gerade eine Produktion­sstätte (samt Eissalon), in der ab 2018 das Eis für alle Standorte hergestell­t werden soll. Denn im 19. Bezirk „platzen wir aus allen Nähten“. Gutes Personal wiederum sei schwer zu finden. Daher denkt er laut über die Gründung einer „Eisfachsch­ule“nach, denn der Beruf sei in Österreich nicht zu erlernen, nur bei der Konditoren­ausbildung beschäftig­e man sich ein wenig mit Eis.

Bachofen-Echt selbst ist übrigens Autodidakt: Gelernt hat er Maler und Anstreiche­r. Und Metal ist so gar nicht seine Musik. Die Gattin hört sowieso am liebsten Schlager.

 ?? [ Mich`ele Pauty ] ?? Andreas BachofenEc­ht vor dem ersten seiner nun drei Sweet-Hell-Eissalons in Wien.
[ Mich`ele Pauty ] Andreas BachofenEc­ht vor dem ersten seiner nun drei Sweet-Hell-Eissalons in Wien.

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