Große Sprünge in einer Welt der rasanten Umbrüche
Technologische Revolution und ihre Folgen lassen sich nicht aufhalten.
Alle, vor allem Politikerinnen und Politiker, reden davon, dass die Welt immer komplexer werde und alles mit allem zusammenhänge, während unsere Bildungssysteme in den vergangenen Jahrzehnten den Weg der Spezialisierung gegangen seien. Disziplinenübergreifende strategische Kompetenz wird zur wichtigsten Expertise für die Breitenbildung im digitalen Zeitalter. Innovationsprozesse – egal, ob technologischer, wirtschaftlicher oder sozialer Natur – entstehen an den überlappenden Rändern der Disziplinen.
„Querdenken“, das Denken in Alternativen, Imaginationsfähigkeit, die Fähigkeit, Perspektivenwechsel zu provozieren und die Fähigkeit, Intuition zu kultivieren und zu instrumentalisieren sind mehr denn je gefragt; nicht nur für Künstler, sondern für alle Bereiche, in denen es um strategische Veränderungsprozesse, um das Entdecken neuer Geschäftsfelder, Lebensformen und Arbeitsmodelle geht. Natürlich brauchen wir weiter Spezialisten, die das Wissen in einzelnen Disziplinen vorantreiben. Aber das aus dem 19. Jahrhundert stammende Konzept der intellektuellen Arbeitsteilung ist nicht mehr geeignet für eine quantitativ großflächige Sekundarbildung und schon gar nicht für die sogenannte Massenuniversität.
Adaptive Breitenbildung
In einer Zeit gesellschaftlicher, politischer und technologischer Umbrüche brauchen wir möglichst viele möglichst gut gebildete Menschen. Aber diese Art der Breitenbildung muss adaptiv sein. Warum also den Zugang in den bestehenden, meist hoch spezialisierten Studienrichtungen nur halbherzig beschränken? Warum wird nicht die Einrichtung neuer Studien für die Bildungsanforderungen des 21. Jahrhunderts gefördert und mit freiem Zugang ausgestattet?
Wir werden die technologische Revolution und ihre disruptiven Folgen für den Arbeitsmarkt nicht aufhalten können. Aber wir müs- sen rasch reagieren. Kleine Schritte in die richtige Richtung sind zu wenig. Der technologische Fortschritt macht keine kleinen Schritte, sondern riesige Sprünge in atemberaubender Geschwindigkeit.
Neue Lehr- und Lernmethoden
Die Universität für angewandte Kunst Wien setzt in dieser Situation Taten und startet im Oktober mit „Cross Disciplinary Strategies. Applied Studies in Art, Science, Philosophy and Global Challenges“ein neuartiges, disziplinenübergreifendes Bachelorstudium, das auf die Anforderungen des 21. Jahrhunderts abzielt. Der Umgang mit künstlerischen Methoden wie Abstraktion, Ambiguität, Intuition, Verfremdung werden ebenso vermittelt wie die Grundprinzipien und vor allem die disziplinenüberschreitenden Potenziale von Technologiefeldern, die unser Leben verändern: künstliche Intelligenz, Robotik, Gentechnik etc.
Fragile soziale Gefüge in einer sich rasch verändernden Welt, die globalen Herausforderungen in noch nie da gewesenem Ausmaß gegenüberstehen, werden thematisiert: demografischer Wandel, Migration, Menschenrechte, soziale Ungleichheiten, Armut, Klimawandel oder die Neubestimmung menschlicher Arbeit im Zeitalter der Robotik und Digitalisierung.
Um Fachkräfte auszubilden, die in der Lage sind, in einer globalisierten und vernetzten Welt zu navigieren und über die notwendigen Qualifikationen verfügen, sich mit komplexen und globalen Dynamiken auseinanderzusetzen, bietet das Studium neue Lehr- und Lernmethoden und Handlungsstrategien. Diese befördern kollaboratives Arbeiten und Teamwork und ermöglichen es, dynamische Projekte zu planen, zu gestalten, durchzuführen, auszuwerten und inspiriert zu leiten.
Es gibt auch die großen Sprünge. Man muss sich halt trauen!