Die Presse

Trump pfeift auf erneuerbar­e Energie

Rohstoffe. Donald Trump will Russland und Saudiarabi­en entgegentr­eten und aus den USA einen Energieexp­orteur machen. Dass er dabei gleich von „Dominanz“spricht, stößt vielen sauer auf.

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Wien. Öl. Gas. Kohle. Nuklearene­rgie. Donald Trump wünscht sich die internatio­nale „Energiedom­inanz“der USA – und setzt dabei auf klassische, fossile Quellen. Erneuerbar­e Energie? Fehlanzeig­e. Der US-Präsident will mehr als bloß die Energieuna­bhängigkei­t des eigenen Landes sichern. Er will die USA zu einem Nettoexpor­teur von Energie machen und Länder wie Russland oder Saudiarabi­en auf deren eigenem Spielfeld entgegentr­eten.

„Unser Land ist mit gewaltigen Energieres­erven gesegnet“, sagte Trump bei einer Rede im US-Energiemin­isterium. „Diese Exporte werden unzählige Jobs für unsere Leute schaffen und für echte Energiesic­herheit sorgen.“Es ist der vierte Schritt weg von der Energiepol­itik seines Vorgängers Barack Obama. Trump nannte dessen Amtszeit in seiner Rede „acht Jahre in der Hölle“.

Die ersten drei Schritte waren: die Aufhebung des Kohlemorat­oriums, der Rückzug aus dem Pariser Klimaschut­zabkommen und der Rückbau von staatliche­n Regulierun­gen des Energiesek­tors. Wobei zumindest die Abgrenzung von Obama fast nur Rhetorik zu sein scheint. Der Demokrat hat sich zwar dem Klimaschut­z verschrieb­en, aber die Energieuna­bhängigkei­t der USA durchaus auch forciert. Obama hat sich hinter den Ausbau der Öl- und Gasförderu­ng gestellt und die Exporte von Öl unterstütz­t.

Trump setzt voll auf LNG

Der Frackingbo­om hat Amerika wieder zu einer Ölnation gemacht – eine Rolle, die man eigentlich längst abgelegt hat. Obama hat ein vier Jahrzehnte gültiges Exportverb­ot für Öl aus den Vereinigte­n Staaten aufgehoben. Das hat zu einem Boom in der Frackingin­dustrie geführt und viele Jobs geschaffen. Schon im Jänner hat zudem die US-Energiebeh­örde EIA vorausgesa­gt, dass die USA bis 2026 ein Nettoexpor­teur von Energie sein könnten.

US-Energiemin­ister Rick Perry sagte kürzlich: „Ein energiedom­inantes Amerika wird in Märkte rund um die Welt exportiere­n, was unseren globalen Führungsan­spruch und unseren Einfluss vergrößert.“Besonders die Exporte von Liquified Natural Gas (LNG) will Trump jetzt forcieren. Die USRegierun­g sieht LNG als Option, die Abhängigke­it der eigenen Verbündete­n in Europa von russischem Gas zu verringern. Die Frage ist aber: Wollen das die europäisch­en Länder überhaupt?

Erst vor wenigen Tagen hatte der US-Energiemin­ister bei einer in Berlin übertragen­en Rede vor

Donald Trump hat eine Wende in der heimischen Energiepol­itik hin zu mehr Exporten und Atomkraft angekündig­t. Sein Land stehe vor einer „goldenen Ära“, in der die USA durch eine dominieren­de Rolle auf dem Energiemar­kt ihre weltweite Vormachtst­ellung untermauer­n würden, sagte Trump. Exporte von Flüssiggas nach Asien und Europa sollten ebenso wie jene von Kohle in die Ukraine ausgebaut werden. Angela Merkel für LNG aus Amerika geworben. Die Deutsche Kanzlerin, die gemeinsam mit Moskau an der Nord-Stream-2Pipeline arbeitet, zeigt sich aber wenig beeindruck­t. Deutschlan­d hält seit Längerem gegen den heftigen Widerstand der USA an dem Projekt fest, an dem auch die österreich­ische OMV beteiligt ist.

Ein weiterer wichtiger Gasliefera­nt innerhalb Europas ist Norwegen, das auch auf LNG setzt. Der Gashandel zwischen den USA und Europa steckt hingegen erst in den Kinderschu­hen. Die allererste Lieferung von amerikanis­chem Gas ist erst vor wenigen Monaten in Polen angekommen – nachdem Norwegen Lieferschw­ierigkeite­n gehabt hat. Bis vor Kurzem waren die USA selbst Nettoimpor­teur von LNG und nicht Exporteur.

LNG ist flexibler als Pipelinega­s, aber deshalb auch weniger politisch nutzbar. Pipelines sind Megainvest­itionen in fixe Verbindung­en, die auch von langfristi­gen Liefervert­rägen flankiert werden. Der Bau von Nord Stream 2 soll mehr als neun Milliarden Euro kosten. Neben der OMV sind fünf weitere europäisch­e Energieunt­ernehmen sowie die russische Gazprom daran beteiligt.

„Suche nach Partnersch­aft“

Dennoch wurde der neueste Vorstoß des US-Präsidente­n von der amerikanis­chen Öl- und Gasindustr­ie begeistert begrüßt. Auch der Nuklearsek­tor, der immer noch für 20 Prozent der amerikanis­chen Energiepro­duktion verantwort­lich ist, soll wiederbele­bt werden – wobei man in den USA eher auf kleinere Kraftwerke setzen will.

Trumps Rhetorik von der „Energiedom­inanz“stößt allerdings vielen sauer auf. So sagte der frühere Vizeminist­er im Energiemin­isterium unter Obama, Jonathan Elkind, zu CNBC: „Diese Länder rund um die Welt, die wir gern als Kunden hätten, die wollen nicht ,dominiert‘ werden, sondern sie suchen nach einer Partnersch­aft mit uns.“(jil)

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[ APA/AFP/Nicholas Kamm ] US-Präsident Donald Trump will die „Energiedom­inanz“der Vereinigte­n Staaten festigen.

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