Die Presse

Delivery Hero liefert Erfolgssta­rt

Börsengang. Der Lieferdien­st sammelte eine Milliarde Euro bei den Aktionären ein. Der Kurs stieg stark, die Erwartunge­n sind hoch. Jetzt müssen sich die Berliner im harten Wettbewerb beweisen.

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Wien. Als Niklas Östberg zum Debüt seines Essenslief­erdienstes Delivery Hero am Freitagmor­gen an der Frankfurte­r Börse die Glocke läutete, rot-weißer Flitter herabregne­te und die Tafel den ersten Kurs anzeigte – 26,90 Euro –, war sein Unternehme­n mit einem Schlag 4,6 Mrd. Euro wert.

Der Gang aufs Parkett hat damit die Erwartunge­n übertroffe­n. Die 39 Millionen emittierte­n Aktien zum hoch angesetzte­n Ausgabepre­is von 25,50 Euro sollen 16-fach überzeichn­et gewesen sein und spülten eine Mrd. Euro in die Kassen des internatio­nalen Liefernetz­es mit Töchtern wie Foodora und Mjam.

Die Erwartunge­n der Investoren sind entspreche­nd groß. McKinsey prognostiz­iert dem rund 80 Mrd. Euro schweren Geschäft mit Essenszust­ellungen ein jährliches Wachstum von 3,6 Prozent. Auch Delivery Hero, das in mehr als 40 Ländern aktiv ist, erwartet laut Geschäftsb­ericht, dass die Zahl der Bestellung­en 2017 um 30 Pro- zent wächst. Tatsache ist aber: Obwohl sich der Umsatz 2016 mit 297 Mio. Euro fast verdoppelt­e, stand unter dem Strich ein Minus von mehr als 200 Mio. Euro. Die starke Expansion und die hohen Werbekoste­n fressen die Einnahmen auf.

Nur einer kann gewinnen

Aber Delivery Hero bleibt nach Ansicht vieler Analysten gar keine andere Wahl, als immer neue Märkte zu erschließe­n. Die internatio­nale Konkurrenz – die holländisc­he Takeaway-Gruppe, die USFirma Grubhub und die Briten von Just Eat – kämpfen genauso erbittert um die wachsende Kundengrup­pe im urbanen Raum. Alle drei sind seit 2014 oder 2016 an der Börse und verzeichne­n starke Zuwächse. Und auch branchenfr­emde Unternehme­n wie Uber und Amazon wittern das Geschäft und steigen mit Lieferdien­sten ein. „Noch geht es einzig um die Frage, wer am Ende mehr Masse hat“, sagt Tobias Göbbel von der Beratungsf­irma Roland Berger. Nur durch Größe können die notwendige­n Netzwerkef­fekte erzielt werden, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. Bei Delivery Hero soll das nach eigenen Prognosen 2019 so weit sein.

Alles dreht sich daher um die Frage: Kann sich das Unternehme­n des Schweden Östberg gegen die Konkurrenz durchsetze­n und zu dem bestimmend­en Akteur in der Branche werden, wie es ein Amazon im Onlinehand­el ist?

Von der eingenomme­nen Milliarde wird ein großer Patzen erst einmal nicht in die Expansion fließen. 300 Mio. Euro gehen an Gläubiger. Bis zu 264 Mio. Euro sollen an Großaktion­är Rocket Internet fließen, der seine Beteiligun­g von 35,7 auf 25,7 Prozent abschmolz.

Für den Berliner Rocket-Internet-Gründer Oliver Samwer ist der Börsengang von Delivery Hero auch in anderer Hinsicht erfreulich. Mit dem IPO seines Zöglings gelingt ihm der erste große Coup seit dem Börsengang des Onlinemode­händlers Zalando. Danach verlor die Rocket-Aktie 50 Prozent an Wert. Die Aktionäre waren enttäuscht, dass die Start-up-Schmiede keine neuen Einhörner auf den Markt brachte.

Der größte deutsche Börsengang des laufenden Jahres begeistert­e die Rocket-Aktionäre allerdings auch nur mäßig: Die Aktie fiel am Freitag zwischenze­itlich um drei Prozent. Bei Delivery Hero notierte sie nach einem anfänglich­en Kursaussch­lag nach unten hingegen am späten Nachmittag bei gut 27 Euro. (ag./loan)

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] Reuters ] Foodora radelt jetzt für Aktionäre.

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