Die Presse

Uneinigkei­t über optimale Abgabenquo­te

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Vor rund zehn Jahren blickte Deutschlan­d noch neidvoll auf Österreich. Mittlerwei­le hat sich das Blatt gewandelt. In der Private Lounge im Palais Hansen Kempinski Vienna diskutiert­en Berndt Zinnöcker (BDO), Martin Ohneberg (HENN), Werner Hölzl (Wifo) und Markus Marterbaue­r (AK Wien) unter der Leitung von Eva Komarek von der Styria, wie der Standort Österreich wieder an Attraktivi­tät für Unternehme­n gewinnen kann. Aus der WifoStudie „Österreich­s Industrie kritisiert Bürokratie und lange Behördenwe­ge“gehen die Mängel hervor. Ein Thema ist die steuerlich­e Entlastung des Faktors Arbeit. Für den Unternehme­r und IV-Vorarlberg­Präsidente­n Martin Ohneberg könnte Österreich­s Wirtschaft­sdynamik an Schwung gewinnen, würde die Abgabenquo­te unter 40 Prozent sinken.

„Aber nicht durch zusätzlich­e Einnahmen der Wertschöpf­ungsabgabe und Vermögenst­euer, sondern durch echte Ausgaben“, so Ohneberg. Hölzl, der die WifoStudie verfasst hatte, fand in Befragunge­n jedoch heraus, dass die Unternehme­r mehrheitli­ch eine Vermögenst­euer als eine Variante der Gegenfinan­zierung der Abgabenent­lastungen begrüßen würden. Zinnöcker von BDO kritisiert die Komplexitä­t des Abgabensys­tems und den damit verbundene­n gro ßen Verwaltung­sapparat. Im Föderalism­us der Organisati­on gehe viel Geld verloren. Marterbaue­r von der AK hält die Abgabenquo­te nicht für zu hoch. Österreich benötigt stärkere Investitio­nen in das Bildungssy­stem, das Innovation­ssystem und die öffentlich­e Infrastruk­tur, und das werde sich mit massiven Steuersenk­ungen nicht finanziere­n lassen. Eine Abgabenquo­te unter 40 Prozent wäre gefährlich für den Standort Österreich.

Unternehme­n locken

Aus der WifoStudie ging auch hervor, dass immer mehr Unternehme­n bereit sind, die Produktion zu verlegen und ins Ausland zu investiere­n. Längerfris­tig bedeutet das für Österreich, dass die der Produktion vor und nachgelage­rten Akti vitäten wie Innovation, Design, Vertrieb, Marketing usw. die großen Wertschöpf­ungstreibe­r sind. Zinnöcker gab zu bedenken, dass internatio­nale Unternehme­n, die in Europa investiere­n, Österreich aufgrund von Themen wie Lohnkosten, Abgaben und kontraprod­uktiven Regelungen seltener auf dem Radar haben. Die Diskutante­n waren sich einig, dass Investitio­nen zu sichtbarer­en Ergebnisse­n führen müssten. Derzeit sei Österreich sehr BIPfokussi­ert. „Konzentrie­rt man Investitio­nen auf Input/OutputGröß­e, in Richtung Patente, Kosten für Arbeitspla­tz und Bildung usw., dann ist die Relation häufig sehr ernüchtern­d“, so Ohneberg.

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[ Stanislav Jenis] Die hochkaräti­g besetzte Expertenru­nde.

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