Die Presse

Schellings vergeblich­e Liebesmüh

Ein Vorhaben des Finanzmini­sters, Energiekos­ten nicht zurückzahl­en zu müssen, wurde abgeblasen.

- VON KARL ETTINGER E-Mails an: karl.ettinger@diepresse.com

Die Bereinigun­g einer drohenden nachträgli­chen Rückerstat­tung von Energieaus­gaben seit dem Jahr 2011 ist Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) offensicht­lich ein besonderes Anliegen. Bei seinem Plan, das als Vortrag an den Ministerra­t heute, Freitag, aufs Tapet zu bringen, gab es aber einen Rückzieher. Hintergrun­d sind ÖVP-interne Widerständ­e.

Daran scheiterte bereits eine Lösung im Parlament Ende Juni. Schellings Vorhaben und Bemühungen werden durch einen der „Presse“vorliegend­en internen Mailverkeh­r seines Kabinetts (Mitarbeite­r der Redaktion bekannt, Anm.) klar belegt. Diese E-Mails mit dem geplanten Ministerra­tsvortrag des Finanz- ressortche­fs stammen aus der Zeit von 5. Juli bis 12. Juli, das war am Mittwoch dieser Woche. Darin wird die Freigabe des Vortrags für einen Regierungs­beschluss urgiert.

Es geht immerhin um rund 500 Millionen Euro, die sich der Staat an Rückerstat­tung speziell an Wellnessho­tels ersparen würde. Warum? Ein Wellnessho­tel hat schon 2011 mit einer Beschwerde beim Bundesfina­nzgericht Linz wegen einer Maßnahme des Budgetbegl­eitgesetze­s recht bekommen. Demzufolge sei der Ausschluss von der Rückvergüt­ung von Energiekos­ten nicht EUkonform. Strittig und offen ist, ob das Energieabg­abenvergüt­ungsgesetz wegen einer drohenden Aufhebung durch den Verwaltung­sgerichtsh­of so repariert wird, dass Tourismusb­etriebe Kosten zurückerha­lten – oder eben nicht. Wie im Parlament blitzte der Finanzmini­ster auch diesmal durch parteiinte­rnen Widerstand ab.

Bundeskanz­ler, SPÖ-Chef Christian Kern hätte er bei diesem Vorhaben hinter sich. Der würde, wie er jüngst meinte, die 500 Millionen Euro lieber zur Finanzieru­ng der Abschaffun­g des Pflegeregr­esses verwenden. In der ÖVP-Führung will der neue Parteichef, Sebastian Kurz, vor der Nationalra­tswahl interne Konflikte – konkret das Vergraulen des Wirtschaft­sbundes – vermeiden.

Offiziell liefert das Finanzmini­sterium trotz des Mailverkeh­rs eine andere Darstellun­g und zeigt sich auf „Presse“-Anfrage erstaunt: Es gebe keinen fertigen Ministerra­tsvortrag, inhaltlich­e Fragen seien noch zu klären. Außerdem wolle die SPÖ am Freitag nur den Neuwahlbes­chluss auf der Tagesordnu­ng des Ministerra­ts, heißt es weiter. Dabei hat es vom Ressort zumindest schon die Freigabe gegeben.

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