Pieps mich nicht an, du lästige Waschmaschine
Es blinkt und piepst in der Wohnung, alle wollen ständig was von einem.
Die neue Waschmaschine piepst, wenn die Wäsche fertig ist. Mehrmals. Und nach wenigen Sekunden Stille wieder. Und wieder. Irgendwann gibt sie dann entkräftet auf. Auch wenn die Trommel sofort geleert wird, legt sie diesen Piepsmarathon hin. So, als wäre davon auszugehen, dass ohnehin niemand auf das nervende Geräusch reagiert. Was vielleicht sogar stimmt. Denn da einen immer mehr Geräte ständig anpiepsen und -blinken, regt sich die schon vergessen geglaubte rebellische Stimme, die da im Innersten ruft: Lasst mich doch endlich alle in Ruhe!
Die Kaffeemaschine will entkalkt werden. Schon gut, ein paar Tage wird sie es noch schaffen. Sie blinkt aber in einem Furor vor sich hin, dass man dann doch ihrem Befehl nachkommt. Das Telefon blinkt aufgeregt, weil die Nachrichten abgehört werden sollen, die irgendein Betrugsverein mit Fantasievorwahl oder ein Meinungsforschungsinstitut hinterlassen hat. Andere Leute rufen schon seit Jahren nicht mehr auf dem Festnetz an. Sogar, wenn man nicht hinsieht, spürt man dieses stupide Blinken im Raum.
Die Zahnbürste meldet, dass ihr Batteriestand „low“ist. Der Geschirrspüler piepst dazwischen, dass er sein Werk vollbracht hat. Der Kühlschrank beschwert sich, dass die Tür nicht ordentlich geschlossen ist. Und setzt man sich kurz vor den Computer, will er neu gestartet oder upgedatet oder einfach nur ein bisschen gestreichelt werden. Ich bin ein Sklave meiner Geräte geworden.
Es ist nur ein Vorwand, dass diese Erinnerungen das Leben besser organisieren. Die Wäsche ist noch nie in der Waschmaschine vergessen worden. Na gut, einmal. Und angeschnallt hat man sich auch früher, als das Auto einen nicht völlig hysterisch darauf hingewiesen hat. Und das, bevor noch klar ist, wohin die Reise geht.