Die Presse

Pieps mich nicht an, du lästige Waschmasch­ine

Es blinkt und piepst in der Wohnung, alle wollen ständig was von einem.

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

Die neue Waschmasch­ine piepst, wenn die Wäsche fertig ist. Mehrmals. Und nach wenigen Sekunden Stille wieder. Und wieder. Irgendwann gibt sie dann entkräftet auf. Auch wenn die Trommel sofort geleert wird, legt sie diesen Piepsmarat­hon hin. So, als wäre davon auszugehen, dass ohnehin niemand auf das nervende Geräusch reagiert. Was vielleicht sogar stimmt. Denn da einen immer mehr Geräte ständig anpiepsen und -blinken, regt sich die schon vergessen geglaubte rebellisch­e Stimme, die da im Innersten ruft: Lasst mich doch endlich alle in Ruhe!

Die Kaffeemasc­hine will entkalkt werden. Schon gut, ein paar Tage wird sie es noch schaffen. Sie blinkt aber in einem Furor vor sich hin, dass man dann doch ihrem Befehl nachkommt. Das Telefon blinkt aufgeregt, weil die Nachrichte­n abgehört werden sollen, die irgendein Betrugsver­ein mit Fantasievo­rwahl oder ein Meinungsfo­rschungsin­stitut hinterlass­en hat. Andere Leute rufen schon seit Jahren nicht mehr auf dem Festnetz an. Sogar, wenn man nicht hinsieht, spürt man dieses stupide Blinken im Raum.

Die Zahnbürste meldet, dass ihr Batteriest­and „low“ist. Der Geschirrsp­üler piepst dazwischen, dass er sein Werk vollbracht hat. Der Kühlschran­k beschwert sich, dass die Tür nicht ordentlich geschlosse­n ist. Und setzt man sich kurz vor den Computer, will er neu gestartet oder upgedatet oder einfach nur ein bisschen gestreiche­lt werden. Ich bin ein Sklave meiner Geräte geworden.

Es ist nur ein Vorwand, dass diese Erinnerung­en das Leben besser organisier­en. Die Wäsche ist noch nie in der Waschmasch­ine vergessen worden. Na gut, einmal. Und angeschnal­lt hat man sich auch früher, als das Auto einen nicht völlig hysterisch darauf hingewiese­n hat. Und das, bevor noch klar ist, wohin die Reise geht.

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