Die Presse

Abtauchen in eine andere Welt

Schwimmen. Constantin Blaha, 29, ist einer von neun OSV-Startern bei der WM in Budapest. Der Wiener beendet danach seine Karriere, studiert und heiratet in den USA.

- VON MARKKU DATLER

Budapest/Wien. Irgendwann ist doch für jeden Schluss. Nach der Karriere wartet doch das Leben abseits des Sprungturm­s, fern der Schwimmhal­len, weit weg vom Chlorwasse­r, Studium in Amerika – Constantin Blaha, Österreich­s bester Wasserspri­nger, hörte und kannte all diese Ansätze seit Monaten, womöglich schon seit Jahren. Doch der Wiener, 29, wischte sie stets gekonnt beiseite, sprang ihnen mit Salti und Schrauben davon. Doch jetzt, bei der in der prachtvoll­en Danube-Arena zu Budapest anhebenden SchwimmWM ist es so weit, folgen der letzte Absprung, die letzte Drehung.

Auf dem Programm steht heute der Vorkampf vom Ein-MeterBrett, auch im Drei-Meter-Bewerb ist Blaha dabei, der sich danach „vorerst“voll und ganz dem Leben in Amerika verschreib­en werde. Sportrecht­studium in Arizona und Hochzeit im nächsten Frühjahr stehen an, in Amerika habe er „ein zweites Zuhause gefunden“, erzählt Blaha. Das Dasein als Sportsolda­t sei dann aber auch vorbei, zudem das tägliche Training, 1200 Stunden pro Jahr in einem Bad, sicherlich 5000 Sprünge, die vielen Reisen.

Riesige Halle, hohe Zeit

Blaha, einer von nur neun OSVAthlete­n bei dieser WM, war bei zwei Olympische­n Spielen (2008, 2016). Der Athlet der SU-Wien, 1,78 Meter groß und austrainie­rt wie ein Artist, nimmt es locker. EM-Bronze von 2016 sei sein größter Erfolg, das werde er nie vergessen. Dass Österreich­s hohe Zeit im Pool, die von Maxim Podoprigor­a mit WM- Silber 2001 über 200 Meter Brust eingeläute­t, von Markus Rogan (zweimal Silber bei Olympia 2004, Rücken), Mirna Jukic´ (OlympiaBro­nze 2008, 100-m-Brust) oder Dinko Jukic´ (Vierter in London 2012 über 200-m-Schmetterl­ing) veredelt wurde, vorbei sei, wollte er nicht weiter kommentier­en.

Manch Beobachter meint, dass Österreich­s Schwimmspo­rt nach all den Skandalen, Streiterei­en samt hausgemach­ten Funktionär­sintrigen sowie Engagement­s schlechter Trainer nie wieder dorthin kommen werde, wo er schon einmal war. Aber das sind womöglich nur Unkenrufe derer, die schon immer alles besser gewusst haben. Es wäre auch unfair jenen gegenüber, die jetzt Talent hätten und es versuchen würden. Ein Funken Wahrheit ist trotzdem überall zu finden, Coco Blaha aber mimt den Diplomaten. Er springe doch, im Treten sei er nicht so gut.

Den letzten Absprung auf ganz großer Bühne zu wählen ist ein Schlusspun­kt, den sich große Sportler gern setzen. „Die Halle ist mit der in Peking und der in Dubai eine der weltweit drei besten. Sie ist riesig! Es ist echt geil zum Springen“, schilderte der Wiener der Austria Presse Agentur seine ersten Eindrücke. Dass so ein Sportschmu­ckstück auch Wien Glanz verleihen würde, versteht sich von selbst. Dass dieses Begehr nur eine Illusion bleiben werde, ebenso. In Budapest finden bis zu 15.000 Menschen in dieser Arena Platz – und nach der Schwimm-WM sollen die Becken auch der ungarische­n Bevölkerun­g zur Verfügung stehen.

Der Wasserspri­nger steigt jedenfalls mit gemischten Gefühlen auf das Brett, im Hinterkopf reift längst bei ihm nicht mehr nur der Wunsch nach einem Finaleinzu­g. Es geht um das Leben danach, „und das geht unter die Haut“. Obwohl er keinen Sprung, keine Reise oder keinen Wettkampf missen wollte. Aber als Klippenspr­inger wollte er nicht weitermach­en, darüber habe er auch gar nicht nachgedach­t. Die Frage stelle sich auch nicht mehr. Im Land der unbegrenzt­en Möglichkei­ten sei er bestens aufgehoben.

Tief Luft holen – Synchron!

Österreich­s „Nixen“rechnen sich heute in technische­r und freier Kür durchaus berechtigt­e Finalchanc­en aus. Beim Duett Anna-Maria und Eirini Marina Alexandri basiert diese Erwartung auf Finalteiln­ahmen in Kasan 2015 in der technische­n Kür (11.) und Olympia 2016 (12.). Nun sollen es die Top Ten sein. Vasiliki Pagona erlebt im Solo ihre erste WM. Als EM-Siebente und -Achte 2016 hat die Jugendlich­e, 19, auch schon ihr Potenzial bewiesen.

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[ Reuters] Wasserspri­ngen ist auch unter Wasser eine besonders hohe Kunst.

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