Federer gewinnt Wimbledon
Roger Federer, 35, bezwang im Finale den Kroaten Marin Cili´c und stieg mit seinem achten Triumph auf dem heiligen Grün zum alleinigen Rekordsieger auf. „Ich werde immer besser.“
Rekord: Der Schweizer Roger Federer holt sich zum achten Mal den Titel in Wimbledon.
London. Roger Federer hat seiner einzigartigen Karriere einen weiteren Rekord hinzugefügt: Der Schweizer, 35, besiegte im Finale des Grand Slam in Wimbledon Marin Cilic´ mit 6:3, 6:1, 6:4 und sicherte sich zum achten Mal den Titel. Damit avancierte er vor dem US-Amerikaner Pete Sampras zum alleinigen Rekordsieger auf dem heiligen Rasen. Hier, im ehrwürdigen All England Lawn Tennis and Croquet Club, hatte Federer 2003 seinen ersten Grand Slam gewonnen, um nun wenige Tage vor seinem 36. Geburtstag als bislang ältester Spieler der Profi-Ära neuerlich den knapp 50 cm hohen Pokal mit der Ananas oben drauf zu stemmen.
„Unglaublich, unfassbar, so glatt durchzugehen. Ich kann es gar nicht beschreiben“, überkamen selbst einen geübten Sieger wie Federer die Emotionen. „Ich werde immer besser. Wenn es so weiterläuft, werde ich noch ein paar Mal hierherkommen.“Ob dieses Versprechens brandete noch einmal tosender Applaus auf dem Centre Court auf, in der Box jubelten Ehefrau Mirna und die Zwillingspaare Myla und Charlene, 8, sowie Leo und Lennart, 3, mit. Seiner Familie galt der Dank des Schweizers, auch für Gegner Cilic´ hatte der Superstar tröstende Worte parat: „Gratulation zu einem tollen Turnier, du solltest stolz auf dich sein.“
Der Grand Slam in Wimbledon nahm somit das Ende, auf das viele Tennisfans gehofft hatten. Ohnehin im Vorfeld als Favorit gehandelt, war nach dem vorzeitigen Abschied von Rafael Nadal, Andy Murray und Novak Djokovic´ alles angerichtet für den historischen Moment. Allein das Endspiel konnte die Heldengeschichte von der Klasse her nicht krönen, zu einseitig war die Angelegenheit am Ende. Der Schweizer präsentierte sich nach der selbst verordneten Pause in Hochform, blieb als erst zweiter Wimbledon-Sieger auch im Finale ohne Satzverlust. Dort stand dem nun 19-fachen MajorChampion mit Cilic´ ein Gegner gegenüber, der erst einmal auf dieser großen Bühne erfolgreich gewesen war (US Open 2014). Vielleicht war es der Nervosität geschuldet, der Kroate fand nie wirklich zu seinem Spiel, zeigte erst im dritten Satz mit einzelnen Schlägen auf. Federer hingegen demonstrierte einmal mehr Rasentennis in Perfektion – er ist nicht umsonst der erfolgreichste Spieler der Geschichte auf dem diesem Belag – und vollendete sein historisches Meisterwerk nach nur 1:41 Stunden mit einem Ass.
Niederlage nagt an Marach
Eine deutlich längere Angelegenheit erlebte Oliver Marach im Doppel-Finale am Samstag. Knapp fünf Stunden dauerte der Tennis-Marathon, es sollte das zweitlängste Doppel-Finale der WimbledonGeschichte werden und mit dem Steirer einen traurigen Verlierer finden. Er und sein kroatischer Partner, Mate Pavic,´ spielten beherzt, gaben sich selbst bei zwei Matchbällen gegen sie nicht auf und hatten im fünften Satz selbst noch die Möglichkeit, diesen Grand Slam zu gewinnen – und verloren doch noch. 7:5, 5:7, 6:7, 6:3, 11:13 gegen den Polen Lukasz Kubot und den Brasilianer Marcelo Melo. „Wenn man so knapp dran ist am Sieg, dann tut das weh“, sagte Marach. „Vielleicht bekommen wir ja nochmals die Chance . . .“
Es war die „Chance meines Lebens“, murmelte er jedoch später. Der in Panama lebende Marach hatte nach 15 Doppel-Titeln auf der ATP-Tour im 38. Anlauf erstmals ein Grand-Slam-Finale erreicht. Ein Geschenk zu seinem 37. Geburtstag am Sonntag verhinderten auch die starken Gegner, Marachs Trauzeuge Kubot und sein Partner wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und gewannen ihr drittes Rasenturnier des Jahres. „Sie sind die Nummer eins. Wir haben mitgehalten, das muss uns Auftrieb geben.“
Damit bleibt Jürgen Melzer mit seinem Erfolg von 2010 der bisher einzige ÖTV-Wimbledonsieger im Herren-Doppel. Aber der Finaleinzug bringe wichtige Einnahmen (113.000 €), Punkte und trotz allem Freude. „Es war sensationell“, befand Marach. „Denn ich habe vorher wegen meiner Handgelenksverletzung gar nicht gewusst, ob ich überhaupt spielen kann“, erinnerte der gebürtige Grazer. „Aber es ist tough, das jetzt zu schlucken.“(swi, fin)