Die Presse

Landau fordert mehr Sachlichke­it

Der Caritas-Präsident will einen Marshallpl­an für Afrika, hält wenig von Flüchtling­szentren vor Ort. Er spricht sich gegen Sozialdump­ing der Bundesländ­er aus.

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Wien. In der ORF-„Pressestun­de“am Sonntag (moderiert von „Presse“-Chefredakt­eur Rainer Nowak und ORF-Redakteuri­n Helma Poschner) appelliert­e Caritas-Präsident Michael Landau an die wahlwerben­den Parteien, im laufenden Wahlkampf mehr auf sachliche Gelassenhe­it und weniger auf Emotionali­sierung zu setzen. Er hielt ein Plädoyer für den Sozialstaa­t. Man müsse Armut bekämpfen und den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft stärken.

In der Flüchtling­sfrage forderte Landau eine europäisch­e Lösung. Österreich habe Großes geleistet, aber allein wird es nicht gehen. Auch hier empfahl Landau eine Versachlic­hung der Debatte. „Es ist wichtig, dass wir aus der Hyperventi­lation herauskomm­en. Die Wahrheit ist immer grau, sie ist nicht schwarz und weiß.“Hilfe für Afrika und ein Marshallpl­an sollten einer der Schwerpunk­te unter Österreich­s EU-Präsidents­chaft 2018 werden. Gleichzeit­ig dürfen die Grenzen Europas keine Grenzen des Todes sein. Nicht jeder werde Asyl bekommen, aber es müsse faire Verfahren geben, meinte Landau. Von Verfahrens­zentren in Afrika hält der CaritasPrä­sident allerdings wenig. Solche habe 2004 schon der deutsche Innenminis­ter Otto Schily gefordert. Wenn man sich die verheerend­e Situation in Libyen anschaue, dann sei es ausgeschlo­ssen, dass es dort in nächster Zeit Verfahrens­zentren geben wird.

Abschaffun­g des Pflegeregr­esses

In der Arbeits- und Sozialpoli­tik forderte Landau mehr Anstrengun­gen zur Reduzierun­g der Ar- beitslosig­keit. Die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses könne für ihn nur der Beginn einer umfassende­n Reform der Pflege sein.

Punkto Mindestsic­herung sprach sich der Caritas-Präsident für eine bundesweit einheitlic­he Regelung und gegen ein Sozialdump­ing unter den Bundesländ­ern aus. Auch hier wünscht sich Landau mehr Sachlichke­it in der politische­n Auseinande­rsetzung. „Die Wirklichke­it sieht in einem warmen oder jetzt gut gekühlten Ministerbü­ro möglicherw­eise anders aus als in einem Obdachlose­nheim.“

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[ ORF ] Caritas-Präsident Landau (l.) wurde in der ORF„Pressestun­de“von Rainer Nowak („Presse“-Chefredakt­eur, r.) und Helma Poschner (ORF) interviewt.

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