Gute Firmen in Schwellenländern
Anleihen. Auf der Suche nach Rendite sollten Anleger einen Blick in die Ferne wagen. Firmen aus Emerging Markets locken mit höheren Renditen – und das bei guter Bonität.
Wien. Zahlreiche Österreicher zieht es in dem anstehenden Sommerurlaub wohl wieder in die Ferne. Dorthin kann sich auch der Blick für Rentenanleger lohnen. Schließlich ist in den Schwellenländern die Aufholjagd intakt. Deren Anteil am weltweiten BIP hat erstmals die Marke von 50 Prozent überschritten, unterstreicht Daniel Mumzhiu, Senior Portfolio Manager der MEAG. Einzig der Anteil an den weltweiten Finanzmärkten liegt erst bei zwölf Prozent.
Doch auch hier gibt es eine rasante Entwicklung, etwa im Segment für Unternehmensanleihen in Hartwährungen, allen voran in Dollar. Allein in den vergangenen Jahren habe sich der Markt verfünffacht, erklärt Peter Varga, Fondsmanager für Emerging Market Corporates bei der Erste Asset Management. Der Markt hat inzwischen ein Volumen von 1,7 Billionen Dollar erreicht. Auch weisen Unternehmen aus Emerging Markets eine geringere Verschuldung auf als jene aus den entwickelten Ländern, betont Varga. Die durchschnittliche Bonitätsnote liege mit BBB– gerade noch im Investment-GradeLevel, somit im oberen Bonitätssegment.
Die Kurse haben schon zugelegt, doch für Helene Williamson, Head of Emerging Markets Debt bei First State Investments, sind die Chancen nicht vorbei: „Basierend auf einem gleichwertigen Rating bietet diese Anlageklasse 0,8 Prozentpunkte mehr Rendite als Anleihen von US-Unternehmen mit einem BBB-Rating.“Im Vergleich zu europäischen Unternehmen mit einem BBB-Rating sei der Aufschlag noch höher. Auf absoluter Basis liegt die Rendite von Dollaremissionen derzeit bei knapp unter fünf Prozent.
Hinzu kommt: Ein wachsender Anteil der Anleihen wird von lokalen Investoren gekauft, vor allem in Asien: „Lokale Investoren sind in aller Regel längerfristig investiert, damit sinkt die Marktvolatilität“, betont Mumzhiu. So gewinne dieses Marktsegment an Attraktivität und ziehe weitere Investorengruppen an.
Chancen in Lateinamerika
Anleger sollten aber differenziert vorgehen. Die attraktivsten Renditen gibt es laut First State Investments bei lateinamerikanischen Firmen. Dabei verweist Williamson auf brasilianische Unternehmen, „die nicht sonderlich von den politischen Risken im Land oder Währungsschwankungen abhängig sind“. Hingegen werden Risken im Mittleren Osten derzeit neu bewertet, da eine Reihe von Ländern Sanktionen gegen Katar verhängt hat. Hier würde Williamson einen Kursrückgang abwarten.
Wenig begeistert zeigt sich die Bond-Expertin von Asien: „Die Unternehmensanleihen aus der Region zählen derzeit nicht zu unseren Favoriten, da sie sensibler auf die Risken höherer Zinsen reagieren.“In den USA haben die Zinsen bereits zu steigen begonnen. Höhere US-Zinsen haben auch Folgen für Dollaremissionen aus den Schwellenländern. Bei steigenden Zinsen sind bestehende Anleihen weniger wert, da neue Anleihen dann mit einer besseren Verzinsung begeben werden.
Doch abseits der Währungsthematik gibt es interessante Entwicklungen. Seit einigen Jahren rückt das Thema Nachhaltigkeit auch in den Schwellenländern in den Fokus, so Reinhard Friesenbichler, Chef der gleichnamigen Unternehmensberatung: „Am leichtesten werden wir in Lateinamerika und in der CEE-Region fündig.“In Asien sei das noch relativ schwer. „Dort wird eben anders mit Themen wie zum Beispiel Menschenrechten umgegangen“, sagt Friesenbichler.
Renditenachteile müssten Anleger mit nachhaltigen Anleihen kaum befürchten. Langfristig sei die Performance meist besser. Wegen des Nachhaltigkeitsfokus gebe es weniger Umweltskandale oder Betrugsfälle. Eine Garantie gegen Kursverluste ist das nicht. Auch in dieser Anlageklasse sollten Anleger nur einen Teil investieren.