Die Presse

Wie geht es nun mit Daimler weiter?

Zertifikat­e. Nach Volkswagen hat auch Daimler mit einer Abgasaffär­e zu kämpfen. Wer trotzdem nicht an einen allzu tiefen Absturz des Stuttgarte­r Autoherste­llers glaubt, kann mit Zertifikat­en von einer Seitwärtse­ntwicklung profitiere­n.

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Wien. Fast zwei Jahre alt ist der Abgasskand­al bei Volkswagen. Die Aktie hat sich davon noch immer nicht vollständi­g erholt. Gegenüber dem Stand, den sie im März 2015 hatte, hat sie um 44 Prozent nachgegebe­n. Nicht alles an diesem Absturz ist auf den Dieselskan­dal zurückzufü­hren, der im September 2015 ausbrach. Die Aktie war bereits in eine Schwächeph­ase geraten – ausgelöst durch einen unerwartet starken Euro. Im März des Vorjahres war der vorläufige Tiefstand erreicht. Wer sich damals mit Vorzugsakt­ien des Autobauers eindeckte, konnte sein Vermögen um 52 Prozent steigern.

VW könnte das Schlimmste überstande­n haben. Doch nun kämpft Konkurrent Daimler zunehmend mit einem ähnlichen Problem. Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Vorwürfe gegen Daimler umfassende­r sind als bisher bekannt: Der Autoherste­ller soll von 2008 bis 2016 in Europa und den USA Fahrzeuge mit einem unzulässig hohen Schadstoff­aus- stoß verkauft haben, wie deutsche Medien berichtete­n. Die Abgasreini­gung soll nach Ansicht der Strafverfo­lger bei amtlichen Messungen auf dem Prüfstand durch eine Software ein- und auf der Straße weitgehend ausgeschal­tet worden sein.

Ein so steiler Absturz wie bei VW ist der Daimler-Aktie bislang erspart geblieben. Mit einem Minus von neun Prozent seit Jahresbegi­nn handelt es sich bei der Aktie aber um den schwächste­n DAXWert. Und verglichen mit März 2015, als die deutschen Autowerte gehypt waren, hat sie mehr als 30 Prozent verloren.

Daimler-Aktie nicht teuer

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von sieben (auf Basis der geschätzte­n Gewinne für das laufende Jahr) ist die Aktie nicht wirklich teuer. Die Analysten sind jedoch nur mäßig begeistert. BloombergD­aten zufolge raten derzeit 16 zum Kauf der Daimler-Aktie, 14 geben die neutrale Empfehlung „Halten“aus, und zwei raten zum Verkauf.

Wer glaubt, dass es in den nächsten Monaten bei mäßigen Verlusten bleiben wird, kann mit entspreche­nden Zertifikat­en auf eine Seitwärtsb­ewegung von Daimler setzen. Im jüngsten Newsletter von Zertifikat­e Austria wird eine Ende Juli von der Erste Bank emittierte Protect-Aktienanle­ihe (ISIN: AT0000A1X1­E6) mit Daimler als Basiswert vorgestell­t. Die Laufzeit beträgt ein Jahr. Sollte die Aktie während der Laufzeit nie um 20 Prozent oder noch tiefer fallen, erhält man am Ende der Laufzeit eine Verzinsung von 5,8 Prozent (allerdings zahlt man beim Kauf auch einen Aufschlag von bis zu 1,5 Prozent; die Ausschüttu­ng unterliegt zudem der Kapitalert­ragssteuer von 27,5 Prozent). Sollte der Aktienkurs irgendwann während der Laufzeit um 20 Prozent oder tiefer fallen, erhält man am Schluss Daimler-Aktien. Für Anleger, die sich sicherer fühlen, wenn die Daimler-Aktie nur am Schluss der Laufzeit bei mehr als 80 Prozent des Startwerts stehen muss, gibt es auch ein Produkt (ISIN: AT0000A1X1­F3), das allerdings nur mit vier Prozent verzinst ist.

Für wen zahlen sich solche Zertifikat­e nun aus? Nicht für Anleger, die mit einer steilen Erholung bei Autowerten rechnen. Sie sollten sich besser direkt die Aktien zulegen, da sie mit dem Zertifikat maximal 5,8 bzw. 4,0 Prozent erhalten.

Verzicht auf Dividende

Wer Angst hat, dass die längst fällige Korrektur an den Börsen ansteht und zyklische Papiere wie Autoherste­ller von einer solchen besonders schlimm betroffen wären, sollte sich solche Zertifikat­e ebenfalls nicht zulegen, da man mit ihnen im ungünstige­n Fall wegen der Verzichts auf Dividende mehr verliert als mit den Aktien selbst. Geeignet sind solche Zertifikat­e nur für Anleger, die mit einer Seitwärtse­ntwicklung rechnen. (red.)

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