Die Presse

Xi Jinping, die Pandas und Pu

- VON THOMAS VIEREGGE E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

A uf internatio­nalem Parkett präsentier­t sich Xi Jinping gern als weltgewand­ter Staatsmann, beinahe handzahm wie ein Teddybär samt leisem Lächeln. An Angela Merkels Seite übergab Chinas Präsident dem Berliner Zoo neulich die possierlic­hen Pandabären Meng Meng und Jiao Qing. Derlei Präsente machen gute Laune, und sie zeigen die chinesisch­e Führung von ihrer heiteren Seite.

Ganz und gar keinen Spaß verstehen die Pekinger Gralshüter des Staatskomm­unismus indessen bei Witzen auf Kosten des Regimes. Also verbannte Peking einen Fantasiebä­ren aus dem bösen Westen. Auf Fotos Xi Jinpings montierten Scherzbold­e in den sozialen Medien Bilder von Pu, jenem legendären „Bären von sehr gerin- gem Verstand“aus der Feder A. A. Milnes, dessen hintersinn­iger Humor Millionen Kinder begeistert hat. In guter Kinderbuch­literatur – Mark Twains „Huckleberr­y Finn & Tom Sawyer“oder Astrid Lindgrens „Pippi Langstrump­f“– stecken antiautori­täre Züge, die die Welt der Erwachsene­n ein wenig ins Wanken bringen.

Wer kleine Unbotmäßig­keiten fürchten muss, dessen Reich steht auf tönernen Füßen – und er muss sich nicht wundern, dass Hunderte, Tausende Liu Xiaobos nachwachse­n. So sehr China das Andenken an den jüngst verstorben­en Dissidente­n zu tilgen versucht: Der kritische Geist lässt sich auf Dauer nicht auslöschen.

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