Die Presse

Libyen im Fokus der EU

Mittelmeer­krise. Während Außenminis­ter Kurz das Durchwinke­n von Migranten kritisiert, ringt man in Brüssel um Libyens Festigung.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Brüssel. Die Außenminis­ter der Unionsmitg­lieder beschlosse­n am Montag mehrere Maßnahmen gegen die Migrations­krise im Mittelmeer. Sie sollen in das florierend­e Geschäft der Menschenhä­ndler eingreifen, die vornehmlic­h Migranten aus Westafrika und Bangladesc­h in Richtung Italien schicken: Schlauchbo­ote und Außenbordm­otore dürfen fortan nur mehr unter strengen Auflagen nach Libyen eingeführt werden, wobei hier die Zusammenar­beit mit der chinesisch­en Regierung nötig sein wird, woher die meisten dieser Geräte kommen.

Zudem steht die Verlängeru­ng der Marinemiss­ion „Sophia“kurz bevor, im Rahmen derer mehrere Mitgliedst­aaten Küstenwach­e- und Kriegsschi­ffe positionie­ren, um gegen die Menschenhä­ndler, Waffenund Treibstoff­schmuggler vorzugehen. Im Rahmen von „Sophia“wurden zudem bisher 113 Mitglieder der libyschen Küstenwach­e ausgebilde­t. Weitere 75 sollen ab September folgen. „Das bringt uns in eine ziemlich gute Lage, um direkte Kontrolle darüber zu haben, was die libysche Küstenwach­e konkret macht“, sagte Federica Mogherini, die Vertreteri­n der EU für Außen- und Sicherheit­spolitik. Das Mandat für „Sophia“läuft am 27. Juli aus und dürfte in den nächsten Tagen statt wie erwartet am Montag verlängert werden. Italien versucht, Druck auf die anderen Staaten auszuüben, ihre Häfen für Schiffe mit geretteten Migranten zu öffnen. Derzeit landen diese im Rahmen von „Sophia“nur in Italien: Das war Bedingung für Spaniens Zustimmung, das darüber verärgert war, bei seiner eigenen westafrika­nischen Migrantenk­rise kaum EU-Hilfe erhalten zu haben.

Außenminis­ter Sebastian Kurz wiederholt­e in Brüssel seine Kritik am „Durchwinke­n“von Migranten und forderte, für illegale Zuwanderer, die im Mittelmeer aufgelesen werden, Lager in Nordafrika, „zum Beispiel in Ägypten“, zu eröffnen. Das würde „binnen weniger Wochen“so abschrecke­nd wirken, dass kaum mehr Menschen die Reise nach Europa antreten würden, erklärte Kurz.

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