Die Presse

Peter Pilz und das Brennen der Grünen

Strategie. Eine Tagung des erweiterte­n Bundesvors­tandes wurde zu einer Art Wahlkampfa­uftakt umfunktion­iert. Spitzenkan­didatin Lunacek zwischen „lebensnahe­r Sozialpoli­tik“, Populismus und dem Flüchtling­sdilemma.

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Wien. Die Grünen sind blank. Hinter der grünen Führung und Nationalra­tsspitzenk­andidatin Ulrike Lunacek prangt nur das Parteilogo – und noch kein Wahlkampfs­logan. Drei Monate vor der Nationalra­tswahl wird die letzte Sitzung des erweiterte­n Bundesvors­tandes der Grünen in der Wiener Innenstadt ausdrückli­ch zur Mobilisier­ung für die Wahl am 15. Oktober.

Klubobmann Albert Steinhause­r redet gar nicht um den heißen Brei herum. Dieser wurde in den vergangene­n Wochen vornehmlic­h vom inzwischen aus dem grünen Parlaments­klub ausgeschie­denen Abgeordnet­en Peter Pilz mit seinen Plänen für eine eigene Kandidatur angerührt. „Peter sagt, er will ganz was anderes machen“, schildert Steinhause­r, es habe eine „Entfremdun­g“gegeben. Jetzt gelte es jedoch klarzumach­en, „wofür wir brennen“.

Der stellvertr­etende grüne Partei- und Klubchef Werner Kogler liest zwar der Kurz-ÖVP, der KernSPÖ und der Strache-FPÖ die Leviten. Seine Kampfansag­e klingt dennoch wie ein trotziges Signal an Pilz, der sich als Skandal-Aufdecker einen Namen gemacht hat. Kogler sieht seine renommiert­e Klubkolleg­in Gabriela Moser und sich selbst als Garanten dafür, dass von den Grünen künftig nichts unter der Tisch gekehrt wird. „Wer, wenn nicht wir, wird sich weiter um Transparen­z, Kontrolle und Anti-Korruption kümmern?“, donnert Kogler in den Raum.

Dagegen klingt die grüne Spitzenkan­didatin betont ruhig und besonnen, auch wenn Umfragen den Grünen bei der Wahl Einbußen prognostiz­ieren. Geschlosse­nheit, Lösungen, Sachlichke­it sollen den Wählern von der langjährig­en EU-Parlamenta­rierin, die an die- sem Tag einen blütenweiß­en Blazer trägt, suggeriert werden. Denn es gebe „genug Populismus“.

„Lebensnahe Sozialpoli­tik“

Die Grünen würden sich zu wenig um Sozialpoli­tik kümmern, musste auch sie sich schon vorhalten lassen. Lunaceks Antwort ist eine „lebensnahe Sozialpoli­tik“. Dazu zählt sie mehr neue Wohnungen, aber auch ein „klar regulierte­s“Mietrecht mit Mietzinsob­ergrenze.

„Schlagwort-Politik“, nennt sie die Sperre des Mittelmeer­es. In der Flüchtling­spolitik redet sie – auch das ist eine Antwort auf Kritik an „weltfremde­n“Grünen – einer Mischung aus Ja zu Menschenre­chten, Vernunft und Pragmatism­us das Wort. Ähnlich wie Rot, Schwarz und Blau wartet sie mit einem „Masterplan“auf: von der Vermeidung von Fluchtursa­chen bis Asylanträg­en in Botschafte­n.

Den Schlussakk­ord bildet aber ihr Appell an die eigenen Leute – an „Begeisteru­ng“und „brennen“für Themen. „Lasst es uns gemeinsam machen!“(ett)

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[ APA ] Grüne Mobilmachu­ng durch Klubchef Steinhause­r und Spitzenkan­didatin Lunacek.

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