Gute Stimmung macht noch keinen Boom
Die Industrie verlangt mehr Reformen für den Standort.
Wien. Euphorie? Christian Helmenstein winkt ab. Der Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV) möchte noch nicht mal von einem Boom sprechen – obwohl die Stimmung in der Industrie schon seit neuneinhalb Jahren nicht mehr so gut war. „Das ist ein Konjunktursommer, den wir da erleben“, so Helmenstein.
Aber: „Der Begriff Boom sollte für Wachstum über drei Prozent reserviert bleiben.“Heuer erwartet die IV zwei Prozent reales Wachstum. Freilich: Das ist deutlich besser als in den vergangenen Jahren. Aber eben kein Grund zur Euphorie. Denn: „Das Momentum ist in diesen Monaten das stärkste, das wir heuer erleben werden. Wir durchschreiten gerade den konjunkturellen Zenit.“
Der Aufschwung sei aber sehr breit, und ein kurzfristiges Ende zeichne sich nicht ab. Zumindest bis zum Jahresende sollte die Expansionsphase noch anhalten. Aber, so Helmenstein: „Ohne tiefgreifende Strukturreformen kommen wir nicht vorwärts.“Die Steuerund Abgabenquote sollte am besten auf 37 Prozent gesenkt, administrative Hürden beseitigt und die Arbeitsmotivation gesteigert werden. Für nicht entnommene Gewinne sollte die Körperschaftsteuer halbiert werden. Auch flexiblere Arbeitszeiten bleiben auf der Tagesordnung.
Neues Gesetz?
Nach den negativen Erfahrungen mit der dritten Piste in Schwechat schlägt IV-Vize-Generalsekretär Peter Koren nun ein neues „Standortentwicklungsgesetz“vor. Und: „Es gibt von unserer Seite den dringenden Appell an alle Parteien, die Parlamentssitzungen vor der Wahl im Oktober abzusagen.“Hintergrund: Es sollte nicht wieder dazu kommen, dass – wie zuletzt im Jahr 2008 – in einer 19-stündigen Sitzung 4,3 Mrd. Euro pro Jahr zusätzlich für Wahlzuckerl ausgegeben werden. (jil/ag.)