Die Presse

Falsche Assistente­n

EU-Parlament. Haben französisc­he EU-Abgeordnet­en ihre Mitarbeite­r systematis­ch falsch eingesetzt?

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Paris. Assistente­n von EU-Abgeordnet­en sollen europäisch­e Themen aufarbeite­n und ihren Mandataren bei deren Abstimmung­sentscheid­ung mit notwendige­n Fakten helfen. Außerdem sollen sie deren Verbindung zu den eigenen Wählern in der Heimat pflegen. Für diese Zwecke werden sie aus dem EU-Haushalt bezahlt. Doch französisc­he Europaabge­ordnete dürften ihre Assistente­n systematis­ch als Mitarbeite­r für nationale Wahlkämpfe und nationale Parteiarbe­it genutzt haben.

Nachdem sich die rechtsnati­onale Politikeri­n Marine Le Pen wegen solcher Scheinbesc­häftigunge­n rechtferti­gen musste und das Europaparl­ament von ihr die Rückzahlun­g von 339.000 Euro fordert, wird nun auch gegen weitere französisc­he Politiker ermittelt. Zuletzt traf es den Parteichef der Linksparte­i, Jean-Luc Melenchon.´ Auch der ehemalige EU-Abgeordnet­e soll „Lokale Assistente­n“für die nationale Parteiarbe­it umfunktion­iert haben.

Bereits seit einigen Wochen laufen ähnliche Untersuchu­ngen gegen die Zentrumspa­rtei Mo- Dem. Sie dürfte ebenfalls Mitarbeite­r von EU-Abgeordnet­en für EU-fremde Aufgaben eingesetzt haben. Die Partei koaliert mit der Partei von Präsident Emmanuel Macron. Wegen der Untersuchu­ng hatten drei Zentrums-Minister die Regierung des seit Mai amtierende­n Premiers Edouard Philippe verlassen: Francois Bayrou (Justiz), Marielle de Sarnez (Europa) und Sylvie Goulard (Verteidigu­ng).

20 Mandatare unter Verdacht

Die französisc­he Justiz prüft schon länger den Verdacht, wonach EU-Abgeordnet­e aus Parlaments­mitteln Mitarbeite­r bezahlten, die aber tatsächlic­h für Parteien arbeiteten. Bei den Vorermittl­ungen ging es bisher um rund 20 französisc­he Europaabge­ordnete aus verschiede­nen politische­n Lagern.

EU-Abgeordnet­e haben die Möglichkei­t, akkreditie­rte Mitarbeite­r in Brüssel und Straßburg zu beschäftig­en oder als lokale Assistente­n, die von der Heimat aus mitarbeite­n. Diese Möglichkei­t nutzen auch österreich­ische Europaabge­ordnete. (ag./wb)

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