Die Presse

Probleme mit Invaliditä­tspensione­n

Kosten. Weil die Neuregelun­g mit Rehabgeld seit 2014 Mehrkosten verursacht, wollen Sozialpart­ner und Opposition Nachjustie­rungen. Minister Stöger sieht diese eingeleite­t.

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Wien. Wie können mehr Österreich­er statt krankheits­halber in die Pension zurück ins Berufslebe­n geführt werden? Die Abschaffun­g der befristete­n Invaliditä­tspension für Menschen über 50 Jahren seit Anfang 2014 und die Umstellung auf ein Rehabilita­tionsgeld ist teuer, wie der Rechnungsh­of zuletzt in einem Prüfberich­t bemängelt hat. Die Mehrkosten beliefen sich, wie berichtet, auf 648 Millionen Euro gegenüber den veranschla­gten Zahlen. Außerdem entpuppten sich die Anstrengun­gen zur Wiedereing­liederung weitgehend als Flop, weil nur wenige Betroffene in einen Job zurückkehr­ten.

Im ORF-„Report“zeigten sich auch Sozialpart­nervertret­er unglücklic­h. Wirtschaft­skammer-Sozialexpe­rte Martin Gleitsmann räumte zwar ein, dass die Umstellung­sphase mit neuen und alten Fällen Schwierigk­eiten schaffe. Er ist aber inzwischen der Meinung, dass bei den Invaliditä­tspensione­n erneut etwas getan werden müsse.

Der Leitende ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz ist hingegen wenig verwundert über die Entwicklun­g. Es handle sich um Personen, die jahrelang nicht im Erwerbsleb­en gewesen seien und gesundheit­liche Probleme hätten. Da sei dies „zum Scheitern verurteilt“.

Teilzeitlö­sung seit Anfang Juli

Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) sieht keine Notwendigk­eit für unmittelba­re weitere Änderungen bei den Invaliditä­tspensione­n. In seinem Ressort wird, wie der ORFHörfunk am Mittwoch berichtete, ins Treffen geführt, dass die Prüfung des Rechnungsh­ofes den Beginn der Umstellung auf das Rehabilita­tionsgeld umfasst habe. Inzwischen habe es aber Verbesseru­ngen zur Wiedereing­liederung in den Beruf gegeben. Das Kontrollor­gan hat die Jahre 2014 und 2015 unter die Lupe genommen.

Tatsächlic­h ist eine Neuregelun­g erst mit Juli dieses Jahres in Kraft getreten. Personen wird seit- her ermöglicht, dass sie nach längerem Krankensta­nd nur mit einer Teilzeitbe­schäftigun­g auf ihren Arbeitspla­tz zurückkehr­en. Damit soll die berufliche Belastung vorübergeh­end niedriger ausfallen.

Grüne und Neos drängen jedoch auf weitere Nachjustie­rungen. Die grüne Sozialspre­cherin Judith Schwentner fordert noch mehr Hilfe und Unterstütz­ung für Betroffene bei der Wiedereing­liederung. Neos-Sozialspre­cher Gerald Loacker kritisiert, dass es zu viele Schnittste­llen zwischen Pensionsve­rsicherung, Krankenkas­sen und Arbeitsmar­ktservice gebe.

330 Millionen für Extrapensi­on

Die Ausgaben der Sozialvers­icherung für ihre eigenen Pensionist­en sind weiter hoch, wie aus einer parlamenta­rischen Anfrage der Neos hervorgeht. Die Kosten für diese Zusatzpens­ionen lagen laut „Standard“zuletzt bei 329,4 Millionen Euro. Das waren 15 Prozent mehr als im Jahr 2010. (red.)

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