Antisemitische Codes: Wirbel um FPÖ-Mann
Abgeordneter Hübner wird zum Rücktritt aufgefordert.
Wien. Angebliche antisemitische Äußerungen des FPÖ-Nationalratsabgeordneten Johannes Hübner sorgen für Aufregung. Der außenpolitische Sprecher der FPÖ soll laut „Standard“im Juni des Vorjahres bei einer Rede am Kongress der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik in Thüringen antisemitisch konnotierte Anspielungen fallen gelassen haben.
Zum Schöpfer der österreichischen Verfassung, Hans Kelsen, soll Hübner gesagt haben: „eigentlich Hans Kohn, aber er hat sich Kelsen genannt“. Der Sager, der in Thüringen für Gelächter gesorgt haben soll, gilt laut Experten als Running Gag unter Rechtsextremen. Kohn ist demnach ein verbreiteter jüdischer Nachname, den Kelsen nie trug, mit dem er aber in den 1930er Jahren verspottet wurde.
Kanzler Christian Kern (SPÖ) wurde laut dem Bericht als „Friedrich-Torberg-Preisträger der Israelitischen Kultusgemeinde“bezeichnet – „exzellentest vernetzt in der Logenszene“. Auch Kern werde die „Umvolkung“Österreichs nicht aufhalten, habe Hübner in seiner Rede über „Massenzuwanderung nach Österreich“gesagt. Und in Zeitungsberichten über die FPÖ würden immer wieder „sogenannte Holocaustüberlebende“zu Wort kommen.
„Nazikeule ausgepackt“
Die Israelitische Kultusgemeinde forderte den Rücktritt Hübners. Die Bezeichnung „sogenannte Holocaustüberlebende“sei womöglich sogar strafrechtlich relevant. Die FPÖ könne nun zeigen, wie ernst es ihr mit der Distanzierung vom Antisemitismus sei. Auch für den Grünen Harald Walser ist der FPÖPolitiker rücktrittsreif.
Hübner weist die Vorwürfe vehement zurück. Dass er bei seinem Vortrag antisemitische Anspielungen gemacht habe, sei falsch und eine „Infamie“. Er ortet politische Interessen: „Kaum steht ein Wahlkampf ins Haus, wird gegen die FPÖ die Nazikeule ausgepackt.“(APA)