Die Regisseurin der Eröffnung
Salzburg. Organisatorin Renate Bienert bringt beim Fest zur Festspieleröffnung am Samstag wieder Klassik, Brauchtum und Straßentheater unter einen Hut.
Ein Tag, 79 Programmpunkte, 32 Spielorte, rund 25.000 Besucher: Das sind die Eckdaten des Fests zur Festspieleröffnung, das in diesem Sommer am 22. Juli in der Salzburger Altstadt über die Bühne geht. Hinter dem großen Fest, das für viele Salzburger der eigentliche Start in den Festspielsommer ist, steht Renate Bienert. Die 44-jährige Kulturmanagerin organisiert die inoffizielle Eröffnung der Festivalsaison seit zwölf Jahren.
„Viele Glücksfälle säumen meinen Weg“, sagt sie über die Begegnungen, die ihre Tätigkeit mit sich bringt. Sie kennt die Festspielstars ebenso wie Musiker und Schauspieler aus der Salzburger Szene oder Brauchtumsgruppen. Die kulturelle Vielfalt macht für sie die Faszination des Festes aus – die Stadt Salzburg ermöglicht dabei Programmpunkte wie die Schützen und den traditionellen Fackeltanz, aber auch Straßentheater oder die jährliche Autogrammstunde der Festspielstars. „Es wird nie langweilig, ich lerne jedes Jahr dazu“, erzählt Bienert, die seit 2008 eine Veranstaltungsagentur betreibt.
Dass sie mit den Festspielen in Kontakt kam, war reiner Zufall. Eigentlich schlug die gebürtige Niederösterreicherin mit Erfahrung in einer Theatergruppe eine juristische Karriere ein. Nach dem Jusstudium an der Universität Wien wollte sie nach der Dissertation in der Wissenschaft bleiben. Doch dann genügte ihr das nicht. Sie suchte nach neuen Herausforderungen und fand ein Kulturmanagement-Studium in Salzburg. Ihre Urlaube nützte sie, um bei den Salzburger Festspielen zu arbeiten – als rechte Hand von Protokollchefin Suzanne Harf. Die Sommer wurden länger und länger, bis Bienert schließlich ganz nach Salzburg übersiedelte. So stieß sie auch zum Fest zur Festspieleröffnung. Im Jahr 2006 organisierte sie das Fest erstmals gemeinsam mit einer Kollegin, 2007 übernahm sie die Aufgabe allein. Auch als sie sich selbstständig machte, blieb das Fest ihr Herzensprojekt.
„Ich scheue mich nicht davor, das Publikum zu fordern“, sagt sie über ihre programmatische Linie. Gleichzeitig will sie aber auch Hürden abbauen. „Manche Salzburger glauben immer noch, dass sie sich die Festspiele ohnehin nicht leisten können“, beobachtet Bienert. Dabei gebe es viele günstige Karten. „Und der ,Jedermann‘ ist auch vom Stehplatz aus ein Erlebnis.“
Schauspieler als Eisverkäufer
„Fast alle Festspielkünstler, die ich frage, ob sie mitmachen, sagen zu“, erzählt Bienert. Der häufigste Grund, warum es dann manchmal doch nicht geht: Die Künstler müssen bei den Proben anwesend sein. Heuer hat Bienert Glück: Der „Jedermann“hat
findet \ei freiem Eintritt am kommenden Samstag, 22. Juli, in der Salz\urger Altstadt statt und \ietet an allen Ecken Musik, Schauspiel, Lesungen, Ausstellung und Tanz. Für einzelne Veranstaltungen sind Zählkarten erforderlich. Das gesamte Programm gi\t es unter schon am Vorabend des Festes zur Festspieleröffnung Premiere, die Darsteller haben eigentlich frei – und liefern einige Beiträge zum Fest. Peter Lohmeyer, der den Tod spielt, hat eine Lesung aus Nikolai Gogols Komödie „Der Revisor“vorbereitet. Schuldknecht Fritz Egger tritt als „Der Herr Karl“auf, Teufel Hanno Koffler liest aus dem Roman „Tschick“. Für die Autogrammstunde im Foyer des Großen Festspielhauses hat Buhlschaft Stefanie Reinsperger ihr Kommen zugesagt. Zahlreiche Schauspieler werden sich am Alten Markt als Eisverkäufer betätigen, um Spenden für den Vinzibus zu sammeln.
Klassikfans dürfen sich auf den MusicAeterna Choir, eine Meisterklasse mit Christa Ludwig oder den Auftritt des Salzburger Festspiele- und Theater-Kinderchors freuen. Festspielintendant Markus Hinterhäuser hat sich ebenfalls einen Programmpunkt gewünscht: Das rumänische Blasorchester Fanfare Cioccrlia˘ wird den Domplatz mit seinem Balkan-Groove ordentlich aufmischen.
„Ich mache nur Sachen, die mir selbst gefallen“, sagt Bienert. Auch wenn sie als „fliegende Feuerwehr“während des Festes kaum Zeit hat, sich selbst etwas anzuhören oder anzuschauen. Und gibt es Künstler, die auf ihrem Wunschzettel ganz oben stehen und die sie gerne nach Salzburg holen würde? Der englische Singer-Songwriter Jamie Cullum fällt ihr da ebenso ein wie Eddie Vedder: Den Leadsänger von Pearl Jam einmal im Großen Festspielhaus auftreten zu lassen würde der Kulturmanagerin schon gefallen.