Österreich, auf Wolke sieben
Frauen-EM. Das ÖFB-Team genießt und regeneriert nach dem sensationellen Auftaktsieg über die Schweiz. Nina Burger wurde nach ihrem „wichtigsten Tor“besungen, der Teamchef lobte den Spirit.
Die Sonne strahlte im Teamquartier in Wageningen am Mittwochvormittag mit den Nationalspielerinnen um die Wette. „Wir sind auf Wolke sieben“, berichtete Nina Burger am Tag nach dem historischen wie sensationellen 1:0-Erfolg über die Schweiz. Das Einschlafen nach der gelungenen EM-Premiere sei nicht leicht gefallen, auf dem Handy warten noch unzählige unbeantwortete Glückwunschnachrichten. „Langsam realisiere ich das Ganze. Freude und Erleichterung sind riesengroß“, so die Stürmerin, die nach idealem Zuspiel von Sarah Zadrazil das entscheidende Tor erzielt hatte – ihr 47. im Nationaltrikot. „Ohne Frage das wichtigste meiner Karriere.“
Auf der Rückfahrt ins Teamquartier wurde im Bus bei voller Lautstärke und Discobeleuchtung „Nina Burger Superstar“besungen, die intensiven 90 Minuten zuvor machten sich aber bei allen bemerkbar und so ging es nach dem Abendessen direkt ins Bett, wo freilich die Gedanken noch eine Weile kreisten. Nach der regenerativen Trainingseinheit bekam das Team als zusätzliche Motivation noch einmal die besten Szenen der Auftaktpartie zu sehen. „Am Tag danach darf man das ruhig genießen, aber dann gilt der Fokus voll und ganz Frankreich“, gab Sarah Puntigam die Marschroute vor.
Reine Kopfsache
Die in der Gruppe favorisierten Französinnen liegen nach einem Last-Minute-Sieg gegen Island vor dem Duell am Samstag gleichauf mit den ÖFB-Frauen. „Das ist noch einmal ein ganz anderer Brocken“, betonte Burger. Die starke Leistung im ersten EM-Auftritt nährte die Hoffnung auf eine neuerliche Überraschung, eine ähnlich disziplinierte und abgeklärte Leistung wie gegen die Schweiz stellt schließlich jeden Gegner vor eine Herausforderung. „Wir waren bereit, fokussiert, aggressiv. Dieser Spirit war entscheidend“, lobte Teamchef Dominik Thalhammer. „Die Schweiz hat wie erwartet und erhofft agiert, damit ist alles aufgegangen.“Gegen den Ball ließ sich Mittelfeldspielerin Puntigam in die Abwehr zurückfallen, die Eidgenössinnen fanden gegen die Fünferkette kein Mittel. „Das passiert situativ und funktioniert inzwischen sehr gut“, erklärte die Freiburg-Legionärin, die als Spielerin des Matches ausgezeichnet wurde.
Erst als die Kräfte in den letzten 20 Minuten nachließen, gingen trotz Überzahl Ruhe und Kontrolle über das Geschehen ein wenig verloren. „In einem EM-Spiel muss man an seine Grenzen gehen, das werden wir wie immer genau analysieren“, meinte Thalhammer in gewohnt stoischer Art. Ob sich der 46-Jährige auch einmal aus dieser Ruhe bringen lässt? „Selten.“Eu- phorisches Abheben ist ihm und den Spielerinnen komplett fremd, dass es in der letzten Partie gegen Island am kommenden Mittwoch in jedem Fall um den Aufstieg gehen wird, sei aber ein „mental wichtiger Aspekt“.
Neues Sorgenkind
Treu bleibt dem ÖFB-Team leider das Verletzungspech. Sarah Zadrazil erlitt im Finish bei einem Zweikampf einen Einriss des vorderen Syndesmosebands im Sprunggelenk. Die Potsdam-Legionärin ist derzeit auf Krücken unterwegs, die nächste Wunderheilung wird aber noch nicht ausgeschlossen. „Es wird wieder ein Wettlauf gegen die Zeit, aber wir hoffen, dass wir ihn gewinnen“, meinte Thalhammer.
Ein Ausfall der Mittelfeldspielerin wäre der nächste Rückschlag, wenngleich die Mannschaft schon im Fall von Viktoria Schnaderbeck gezeigt hat, was in ihr steckt: Das Innenverteidiger-Duo Virginia Kirchberger und Carina Wenninger lieferte in Abwesenheit der Abwehrchefin eine tadellose Vorstellung ab. Schnaderbeck trauerte dem verpassten Einlauf als Kapitänin nicht nach („Ich war froh und stolz, dass das Knie hält und ich dabei war“) und ist nach ihrem Kurzeinsatz weiter schmerzfrei. Auch Lisa Makas meldete sich nach ihrem erlittenen Cut wieder fit.